Diese Woche stellen wir unseren Lesern eine Neuerscheinung, einen Konferenzband vor, in dem u. a. der zur Malenkij Robot verschleppten Ungarndeutschen gedacht wird.
Anlässlich des Gedenktages an die Opfer der kommunistischen Diktaturen veranstaltete die Internationale Gesellschaft der Gulag- und Gupvi-Forscher in Zusammenarbeit mit der Reformierten Universität Károli Gáspár und der Universität Miskolc im Februar 2021 eine zweitägige internationale wissenschaftliche Online-Konferenz mit dem Titel Közösség és egyén – a szovjet fogságba hurcoltak kontextusában (Gemeinschaft und Individuum – im Kontext der in die Sowjetunion Verschleppten). Auf dieser Tagung präsentierten vierundzwanzig Historiker und Forscher aus vier Ländern die Ergebnisse ihrer neuesten Forschungen einander und den Interessenten. Der vorliegende Band enthält die Transkripte dieser Vorträge.
In den letzten Jahren rückten die Geschichten von Menschen, die in Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeitslagern gewesen waren, immer mehr in den Vordergrund. Die Forscher erhalten viele Anfragen von Familien, um ihnen dabei zu helfen, das Schicksal ihrer Vorfahren zu verstehen und herauszufinden, wo sie gelitten hatten und eventuell gestorben waren. Nicht nur Familien, sondern auch Gemeinden sind sehr daran interessiert, die wahren Ereignisse aus der Anfangszeit der sowjetischen Besatzung aufzudecken. Leider läuft die Zeit gegen uns, denn nur wenige der Überlebenden und Zeitzeugen sind noch am Leben. Sie durften nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat nicht darüber sprechen, was ihnen widerfahren war, sowie über ihr Leid und die Bedingungen, unter denen sie in diesen Jahren leben mussten. Generationen sind im 20. Jahrhundert so aufgewachsen, dass über dieses tragische Kapitel unserer Geschichte in der Öffentlichkeit nicht gesprochen werden durfte, obwohl jeder davon wusste und viele Familien davon betroffen waren, hatte jeder enge oder entfernte Bekannte, die nicht zurückkehrten, aber es war unmöglich, darüber zu sprechen.
Deshalb gibt es noch viele offene Fragen, aber mehr als dreißig Jahre nach der Wende können wir jetzt über die eine Million Menschen, die zur Zwangsarbeit deportiert worden sind, sprechen und uns an sie erinnern. Durch diesen Band können wir auch über die Auswirkungen der Ereignisse nicht nur auf den Einzelnen, sondern auch auf die gesamte Gesellschaft und die Politik des Landes erfahren.
Wir empfehlen diese Publikation all jenen, die sich für dieses Thema interessieren und es erforschen wollen, oder die Antworten aus der Geschichte suchen, um generationsübergreifende Traumen zu verstehen.
Közösség és egyén – a szovjet fogságba hurcoltak kontextusában. A Gulág- és Gupvikutatók Nemzetközi Társasága IX. Nemzetközi konferenciájának tanulmánykötete (Gemeinschaft und Individuum – im Kontext der in die Sowjetunion Verschleppten. Tagungsband der IX. Internationalen Konferenz der Internationalen Gesellschaft für Gulag- und Gupvi-Forscher)
Herausgegeben von Zalán Bognár, Dominika Pomázi-Bárdonicsek
Budapest – Miskolc: Gulág- és Gupvikutatók Nemzetközi Társasága, 2023
465 Seiten
Sprache: Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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