Die deutschen Kolonisten und ihre Nachkommen, die im Donauraum des Karpatenbeckens nach der Türkenherrschaft im 18. Jahrhundert auf den Territorien des Königreichs Ungarn angesiedelt worden sind, bezeichnet man mit dem Sammelbegriff Donauschwaben. Zu denen gehören natürlich auch die nach dem Friedensvertrag von Trianon in „geschrumpftem Ungarn“ verbliebenen Ungarndeutschen. Fast unmittelbar nach dem Abschließen des Friedensvertrags befanden sich Hunderttausende von ihnen im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (später Jugoslawien) und in Rumänien, die dann auch Banater und Batschkaer Schwaben genannt wurden. Die verschiedenen donauschwäbischen Ortsgemeinschaften können bis heute unabhängig von ihrer unterschiedlichen Lage und Geschichte, dank der gemeinsamen deutschen Wurzeln ihrer Bevölkerung, viele Gemeinsamkeiten aufweisen.
In diesem 2020 von Historikern des Tübinger Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL) herausgegebenen Studienband geht es um die Geschichte und Gegenwart der sich in heutigem Rumänien befindlichen Ortschaft namens Hatzfeld/Zsombolya/Jimbolia und der dort lebenden Banater Schwaben. Das Werk umfasst fünf, von ihrer Themenwahl her unterschiedliche, chronologisch geordnete historische Studien, die auch die aktuellen donauschwäbischen Forschungsrichtungen des IdGL repräsentieren. Die Abhandlungen des Bandes werden vom IdGL-Institutsleiter Prof. Dr. Reinhard Johler eingeleitet, der in seiner Einführung auf die historischen Forschungen des Instituts über Hatzfeld eingeht. In der ersten Abhandlung mit dem Titel Zum Gemeinwohl in guter Ordnung? Zur Gründungsgeschichte von Hatzfeld von Dr. Márta Fata werden die ersten Schwierigkeiten und Umstände der Kolonisation sowie Lösungen von Problemen der im Jahre 1767 von deutschen Kolonisten gegründeten Ortschaft geschildert. Aus dem zweiten Beitrag Demographische und anthropologische Annäherungen zum 18. und 19. Jahrhundert von Dr. Karl-Peter Krauss werden die demografischen und ethnischen Änderungen beschrieben. In dem dritten, mit dem Titel Umkehrung der Homogenität. Ethnizität und Diversität im lokalen Raum von Dr. Josef Wolf wird dem Leser verdeutlicht, wie die geschichtlichen und politischen Änderungen die langfristige Homogenität der deutschen Bevölkerung Hatzfeld zu einer multiethnischen Kleinstadt wandelten. Dr. Olivia Spiridon nimmt die örtliche deutschsprachige Presse und Literatur des 20. Jahrhunderts in ihrer Arbeit Hatzfeld – Repräsentationen im Wandel unter die Lupe. Die Reihe der Studien endet mit dem Beitrag Grenzerfahrungen. Kriegsenden in einer südosteuropäischen Kleinstadt von Dr. Matthias Beer, in dem die Probleme der deutschstämmigen Bevölkerung in der zur Grenzstadt gewordenen Siedlung analysiert und auch ihre heutige Lage geschildert werden.
Wir empfehlen diesen Studienband über die Geschichte und Gegenwart von Hatzfeld allen, die aus Forschungszwecken oder einfachem Interesse aktuelle historische Studien über die Banater Donauschwaben lesen möchten.
Reinhard Johler (Hg.): Hatzfeld. Ordnungen im Wandel
Timişoara: Cosmopolitan Art; Hermannstadt/Bonn: Schiller Verlag, 2020
413.S., Ill.
Sprache: Deutsch mit mit kurzer englischer, rumänischer, serbischer und ungarischer Zusammenfassung der Studien
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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