Literatur und Kultur im Königreich Ungarn um 1800

Die Buchempfehlung dieser Woche ist vielleicht für Germanistikstudenten am nützlichsten, aber wir empfehlen diesen Band, eine Sammlung von Prosatexten, allen.

Das hier empfohlene Werk ist das dritte Buch der Schriftenreihe Deutschsprachige Texte aus Ungarn. Das erste befasste sich mit Gedichten und im zweiten ging es um Dramen. In dieser Schriftenreihe werden die literarischen Werke des an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts blühenden deutschsprachigen Schrifttums in Ungarn vorgestellt.

Dieser Band bietet einen faszinierenden Querschnitt durch die Prosa dieser Ära, da er nicht nur eine Auswahl von Romanen, Kurzgeschichten und Essays, sondern auch literarische Ästhetik, Kritik, Debatten, Reden und sogar Zeitungsartikel und Anzeigen enthält. So wird nicht nur die Literatur, sondern die literarische Szene als Ganzes sichtbar. Der Leser erhält einen Überblick über die Leistungen und Bestrebungen der deutschen Schriftsteller in Ungarn sowie über das in die ungarische Kultur eingebettete deutsche literarische Leben. Diese bunte Vielfalt läßt allerdings wesentlich genauer, unmittelbarer, auch detaillierter das deutschsprachige literarische Leben in den Städten des Königreichs um 1800 vergegenwärtigen und somit die eigenartige kulturhistorische Atmosphäre jener Zeit und Region nachempfinden.

Die Texte wurden von Menschen verfasst, die in diesem Land gebürtig oder ansässig waren, unter Umständen sich nur zeitweilig im Königreich aufhielten, wie aber viele ihrer ungarischen Zeitgenossen im In- und Ausland authentische Ungarn-Erlebnisse dokumentierten, wobei sie selbstverständlich über Land und Leute berichteten. Vor diesem Hintergrund können wir Abhandlungen über das ungarische Theater- und Literaturleben oder auch über die Volkstracht lesen. Veröffentlicht wurden auch Diskussionsbeiträge, Leserbriefe, aber auch Reiseberichte von Vincenz Batthány und Briefe von Ferenc Kazinczy. Der Band enthält auch mehrere Erzählungen und literarische Skizzen von Carl Anton von Gruber sowie die Rede von Aloys von Batthyány an die Stände aus dem Jahre 1791.

Die Verbundenheit dieser Schriftsteller mit Ungarn und ihre gemeinsame Sicht auf die beiden Kulturen sind bemerkenswert, und das Buch ist daher nicht nur für Liebhaber der deutschen bzw. ungarischen Literatur, sondern auch für alle, die sich für die Geschichte und Kultur der Region interessieren, zu empfehlen.

András Balogh, László Tarnói (Hrsg.): Literatur und Kultur im Königreich Ungarn um 1800. Im Spiegel deutschsprachiger Prosatexte Budapest : Argumentum, 2000
684 Seiten
Sprache: Deutsch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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