In dieser Woche stellen wir Ihnen eine Sammlung von Kurzgeschichten der zu Recht weltberühmten Herta Müller vor, in der viele ihrer Novellen autobiografisch inspiriert sind.
Herta Müller wurde am 17. August 1953 in Nitzkydorf im Banat in einer schwäbischen Familie geboren. Sie schloss 1977 ihr Studium der Germanistik und der Rumänistik an der Universität Temeswar ab. Ihr erstes Buch wurde 1982 veröffentlicht, da sie in ihren Werken weiterhin die rumänische Diktatur kritisierte, wurden diese indiziert. 1987 emigrierte sie aufgrund der Schikanen, denen sie ausgesetzt war, zusammen mit ihrem damaligen Ehemann Richard Wagner nach Berlin, Deutschland. Dort wurde sie mit zahlreichen Preisen und 2009 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Dieser Band enthält neun ihrer Kurzgeschichten, die an ihre Kindheit und ihre Erlebnisse aus der Zeit der rumänischen Diktatur erinnern. Diese Novellen sind nicht lang, aber behandeln umso ernstere Themen. Das ursprüngliche deutschsprachige Werk wurde 2003 veröffentlicht, als sie bereits in Deutschland im Exil lebte, so dass sich ihre Geschichten mit Themen wie Sprache, Erinnerung und dem Unaussprechlichen auseinandersetzen. Der anspruchsvolle Inhalt wird durch den leichten, klaren und fließenden Stil der Autorin ausgeglichen, so dass die Lektüre für jeden, der dieses Buch in die Hand nimmt, ein sehr angenehmes Leseerlebnis bereitet.
Die Geschichten schildern die Kindheit der Autorin und die Wirren ihrer Erwachsenenjahre. Wir erfahren, wie es gewesen sein muss, in ständiger Angst und Ausgeliefertheit zu leben oder eben körperliche und seelische Folter am eigenen Leib zu erfahren. Die Geschichten sind von Momenten aus ihrem Leben inspiriert und sind eine Art Denkmal für Freunde, Verwandte und Kollegen. Herta Müller versucht, uns in die Welt zu versetzen, unter deren Druck sie schrieb und ihre Werke schuf. Eine Welt, in der Kinder von Anfang an an Gewalt gewöhnt sind und in der sie als ihre Erzieherin nichts für sie tun kann. Eine Welt, in der das Denken der Menschen völlig verzerrt ist und in der es durch Schweigen und Verstummen zu unumkehrbaren sprachlichen und nichtsprachlichen Veränderungen gekommen ist. Sie zeigt den Weg der Macht bis hin zu den menschlichen Zellen und Gefühlen, und wie die Angst manchmal ein Gesicht und eine Gestalt annehmen kann.
Wir empfehlen dieses Buch allen als eine Lektion und einen Leitfaden, um die Prüfungen des eigenen Lebens bestehen zu können.
Herta Müller: A király meghajol és gyilkol (Der König verneigt sich und tötet)
Budapest : Napkút, 2018
189 Seiten
Sprache: Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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