Mikonya József: Tarjáni krónika

Diese Woche empfehlen wir Ihnen eine Chronik der Geschichte einer ungarndeutschen Gemeinde in Ungarn, Tarian, aufgeschrieben von dem berühmten Einwohner des Dorfes, Josef Mikonya.

Der ungarndeutsche Schriftsteller Josef Mikonya wurde im März 1928 in Tarian geboren. Nach Abschluss der Grundschule arbeitete er zweiundzwanzig Jahre lang als Bergmann und anschließend dreizehn Jahre lang als Hüttenarbeiter in Totiser Kolonie. Während dieser Zeit wurden seine Gedichte und Kurzgeschichten im ungarndeutschen Wochenblatt Neue Zeitung  bzw. in der in Deutschland erscheinenden schwäbischen Zeitschrift Unsere Post veröffentlicht. Sein Hauptwerk Krähen auf dem Essigbaum wurde 1994 vom Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler veröffentlicht. 2006 erhielt er für sein schriftstellerisches Schaffen die Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum, die höchste Auszeichnung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. Im selben Jahr starb er im Alter von 78 Jahren. Obwohl die Chronik bereits 1992 veröffentlicht wurde, handelt es sich bei der hier vorgestellten Publikation um einen Nachdruck, der 2018 zum 90. Geburtstag des Schriftstellers herausgegeben wurde.

Josef Mikonya hat seine Werke in der Regel in seiner Muttersprache, der schwäbischen Mundart von Tarian, geschrieben, aber diese Chronik wurde ausnahmsweise auf Ungarisch verfasst. Sein Erzählstil zeichnete sich stets dadurch aus, dass er das, was er sah und erlebte, nicht beschönigte, sondern alles authentisch und unverfälscht wiedergab. Beim Verfassen der Chronik schrieb er natürlich auch über Zeiten, in denen er nicht lebte. Dabei bemühte er sich um eine objektive Erzählweise. Er beschrieb die geografische Lage des Dorfes und wie er eine Miniaturausgabe des Karpatenbeckens in seiner Heimat sah, als er von einer Anhöhe auf sie hinunterblickte. Darauf folgt ein kurzer geschichtlicher Überblick über die Entwicklung der Bevölkerungszusammensetzung, die Folgen der Ansiedlungen, die Auswirkungen der Weltkriege auf die Gemeinde und die Entwicklung der Institutionen des Dorfes, wie die der katholischen und die reformierten Kirche, der Grundschule und der medizinischen Versorgung. Er versucht, anhand verschiedener Archivdokumente und archäologischer Aufzeichnungen die Herkunft des Namens der Siedlung zu ergründen und Rückschlüsse auf ihre strategische Nutzung aufgrund ihrer geografischen Lage zu ziehen. Tarian liegt in einem von einem Gebirgszug umgebenen Becken, das reich an Seen und Weiden ist, ideal für die Viehzucht ist und Schutz bietet. Wir unternehmen eine Reise von der historischen Zeit bis in die 1990er Jahre, wo der Autor eine Bilanz der Veränderungen zieht, die sich seither vollzogen haben, seit er ein Teil dieser Chronik wurde. Betrachtet wurde dabei das Dorfbild, die Technologie und die Mitmenschen selbst. Die Mentalität der Menschen von heute ist eine andere, er spricht von einer viel schnelleren Welt schon in den 1990er Jahren, und inzwischen haben die Bewohner sogar ihre Muttersprache gewechselt.

Wir empfehlen dieses Buch all jenen, die ihr vorhandenes Wissen über ungarndeutsche Siedlungen und Menschen mithilfe von ortsgeschichtlichen Publikationen erweitern möchten.

Mikonya József: Tarjáni krónika. Tarján község a történelem tükrében (Chronik von Tarian. Die Gemeinde Tarian im Spiegel der Geschichte)
Hrsg.: Sándor B. György
Herausgeber: Tarján Községért Baráti Kör, 2018
248 Seiten
Sprache: Ungarisch mit einem deutschsprachigen Auszug

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