Visky András: Kitelepítés

Der Januar ist der Monat des Gedenkens für die Ungarndeutschen: In vielen Städten und Gemeinden wird der Vertreibung und Verschleppung unserer Vorfahren nach dem Zweiten Weltkrieg mit Kranzniederlegungen, Gedenkveranstaltungen und evtl. auch mit der Einweihung von Denkmälern gedacht. Aus diesem Anlass stellt die Ungarndeutsche Bibliothek das Buch „Kitelepítés” (Aussiedlung) von András Visky vor.

András Visky wurde 1957 in Neumarkt am Mieresch, in Rumänien, als jüngstes von sieben Kindern geboren. Als Kleinkind erlebte er mit seiner Familie viele Umwälzungen, die sein vorliegendes Werk inspirierten. Sein Vater, Ferenc Visky, ein reformierter Pfarrer, wurde 1958 im Zuge der ideologischen Säuberung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, und ein Jahr später wurde der Rest der Familie, die Mutter, die sechs Geschwister und der damals einjährige András, aus ihrem Haus in ein Lager in der Bărăgan-Steppe vertrieben. Erst 1964 durften sie nach Hause zurückkehren, später wurde auch der Vater aus dem Gefängnis entlassen. Visky studierte in Temeschwar, Klausenburg und Budapest, arbeitete als Redakteur und Dramaturg. Derzeit ist er Dozent an der Theaterabteilung der Bolyai-Universität.

Die Geschichte wird aus der Sicht des kleinen András Visky erzählt, gemischt mit einem rückblickenden, mit Ironie angereicherten Erzählstil. Die Geschichte der Verfolgung seiner Familie rekonstruiert er mithilfe von verschiedenen Dokumenten, Erinnerungen und seiner Fantasie. Nach 1956 forderte die antireligiöse Haltung der kommunistischen Diktatur viele Opfer, und der Vater, ein Pastor, wurde zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt. Damit beginnt der Leidensweg der Familie, der in einem Lager im Südosten Rumäniens seinen Höhepunkt findet. Dort muss die aus Österreich stammende Mutter, Júlia, alles daran setzen, den Geist und den Glauben ihrer sieben Kinder, ihrer Helferin Márika und ihrer selbst zu bewahren. Dabei hilft ihr ihre Bibel, die sie täglich nicht nur ihren Kindern, sondern auch den anderen Bewohnern des Lagers vorliest. Auf diese Weise werden die Geschichten, die ihnen erzählt werden, zu ihrem Rahmen, denn sie finden Antworten auf alles: Sie sind nicht die ersten, die eingesperrt sind und hungern müssen, die dem Willen anderer bzw. den schlechten Bedingungen und dem Wetter ausgesetzt sind. Sie müssen in ihrem Glauben stark bleiben, und wie einst die Juden durch das Rote Meer, so können sie durch die Donau gerettet werden.

Wir empfehlen allen Lesern diese ergreifende und ermutigende Lektüre, in der eine Familie, die von Beharrlichkeit und Liebe füreinander angetrieben wird, Vertrauen hat und immer vorankommt, selbst unter den erniedrigendsten Umständen.

Visky András: Kitelepítés (Aussiedlung)
Budapest : Jelenkor, 2022
439 Seiten
Sprache: Ungarisch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu