Georg Richter: Neun Jahre lebendig tot

Diese Woche präsentieren wir den Lesern der Ungarndeutschen Bibliothek das Buch Neun Jahre lebendig tot, in dem Georg Richter seine Erinnerungen an Krieg und Gefangenschaft festhält.

 

Georg Richter wurde 1926 in Nadwar, einer ungarndeutschen Gemeinde in der Nähe der heutigen serbischen Grenze, geboren. Sein Plan, nach dem Abitur Medizin zu studieren, zerschlug sich: 1944 wurde er mit 18 Jahren von den Nazis zwangsrekrutiert. Richter musste nicht an die Front, er machte Sanitätsdienst. Nach fünf Monaten kam er in russische Gefangenschaft, und eine neunjährige Odyssee des Schreckens begann. Er war in mehr als 20 Lagern. Er erlebte Gefangenschaft und Todesangst, Demütigung und Misshandlung, Lügen und Verrat, Entbehrungen, Hunger und Zwangsarbeit im Steinbruch. Und er sah Freunde sterben. Ende 1950 wurde er aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft nach Ungarn entlassen, dort sogleich vom ungarischen Geheimdienst verhaftet und für drei weitere Jahre in das berüchtigte Schweigelager nach Tiszalök überstellt. Erst im Dezember 1953 – mit 27 Jahren – kam er endgültig frei und wurde sofort des Landes verwiesen. Er kam nach Deutschland, wo seine Eltern als Vertriebene lebten. In Ulm hat er eine neue Heimat gefunden und Jura studiert.

Bis heute ist er aktiv auf dem Gebiet der Völkerverständigung und -versöhnung, wofür er 1996 das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Georg Richter berichtet und schreibt bis heute über die Geschichte und Kultur der Ungarndeutschen und hat 2020 dieses Buch über seine Erlebnisse im Internierungslager Tiszalök in Ungarn veröffentlicht. Georg Richter ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Ulm.

In dem hier vorgestellten Buch geht es um die Geschichten, die ihn niemals loslassen werden. Junge Leute können aus dieser Geschichte auch etwas lernen, zum Beispiel wie man ausweglose Situationen erdulden und das Leben trotzdem meistern kann. 

Wir empfehlen dieses Buch all jenen, die durch die Erzählungen und Berichte von Zeitzeugen mehr über unsere von Krieg und Unruhen geprägte Vergangenheit erfahren möchten.

Georg Richter: Neun Jahre lebendig tot. Kriegsgefangen in Russland und Ungarn
Ulm: Eigenverlag, 2020
271 Seiten
Sprache: Deutsch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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