Die Thematik der Vertreibung der Ungarndeutschen wurde auch in Ungarn nach der Wende in immer breiteren Kreisen erforscht und behandelt. So entstanden zum Beispiel nicht nur von Historikern erstellte Fachbücher und Studienbände, sondern auch von Studenten erfasste Seminar- und Diplomarbeiten. Des Weiteren wurden auch zahlreiche Erinnerungsschriften geschrieben und über die noch lebenden Zeitzeugen verschiedene Dokumentarfilme gedreht. Auf die breitere Bearbeitung und Erforschung der Schicksalsschläge der Malenkij Robot bzw. das Erscheinen von diesbezüglichen Publikationen musste man noch länger warten.
Im Rahmen des Gulag-Gedenkjahres, das im Jahre 2015 eröffnet und dann später bis zum 25. Februar 2017 verlängert wurde, wurden zahlreiche Projekte und Gedenkveranstaltungen organisiert, Bücher herausgegeben, Forschungen durchgeführt, Filme und Filmdokumentationen gedreht. Die jungen Forscherinnen dieses Bandes begannen ihre Forschungen schon viel früher – Mónika Makra 2012 und Adrienn Gárdonyi 2008 -, die Herausgabe dieses Bandes erfolgte aber letztlich 2017.
Anhand dieses Werkes, dessen Hauptthema die Schicksalstragödien der in die Sowjetunion verschleppten Ungarndeutschen aus Taks und Dunavarsány ist, kann man feststellen, dass sich die mühselige und anspruchsvolle Forschungsarbeit gelohnt hat. Diese Publikation ist nicht nur ein Fachbuch, sondern zugleich auch ein Quellen- und Dokumentarband. Neben den kurzen ortsgeschichtlichen Beschreibungen über die zwei behandelten Siedlungen können wir in einem größeren Teil des Werkes die Umstände der Verschleppungen aus Taks und Dunavarsány erfahren. Die einzelnen, zum Teil auf Interviews und Dokumenten aus dem Staatsarchiv basierenden Kapitel bieten dem Leser ein umfassendes Bild über die Geschehnisse. Die Gründen, warum Zehntausende von Ungarndeutschen aus der Zivilbevölkerung interniert und als Kriegsgefangene verschleppt wurden, werden hier klargestellt. Auch die Reise der Gefangenen wird detailliert beschrieben sowie ihre Lebensumstände und Leidenswege in den verschiedenen Lagern, wie auch die Geschehnisse währenddessen mit den in der Heimat Verbliebenen werden erörtert. Das Schicksal der Gefangenen nach ihrer Heimkehr und das ihrer Familien wird auch behandelt. Abschließend wird sogar die Problematik der Entschädigung nach der Wende berührt.
Aus Taks wurden 736 und aus Dunavarsány 25 Menschen verschleppt, ihre Namen sind im Buch aufgelistet. Es wurden mehr als fünfzig verschiedene Interviews mit Verschleppten bzw. ihren Familienmitgliedern geführt. So kann man über diese Einzelschicksale wie zum Beispiel über Nándor Tábori (Tagscherer) lesen, den – damals noch nicht eingeweihten Pfarrer aus Taks, der sich freiwillig zur Zwangsarbeit meldete, das Schicksal seiner verschleppten Landsleute teilte und sich auch nach der Heimkehr um ihre Seelen kümmerte.
Das Werk ist allen empfehlenswert, die ein mit wissenschaftlichem Anspruch, anhand von Archivdokumenten und Interviews zusammengestelltes Buch lesen möchten, in dem es um das Schicksal der Ungarndeutschen aus Taks und Dunavarsány während und nach der Malenkij Robot geht.
Makra Mónika és Gárdonyi Adrienn: Emlékezz ránk!. …azokra, akik „egy kis munkán” voltunk a Szovjetunióban
Erinnere dich an uns! …an denen, die nur auf „einer kleinen Arbeit” in der Sowjetunion waren)
Szigethalom : Selbstverlag, 2017.
408. S.,Ill.
Sprache: Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu