Diese Woche empfehlen wir unseren Lesern einen Studienband, der von zwei, auch in ungarndeutschen Kreisen bekannten Forscherinnen und Historikerinnen, Réka Marchut und Ágnes Tóth, zusammengestellt wurde.
Der erste Teil dieses zweibändigen Werkes zur Geschichte der Ungarndeutschen soll die Geschichte der deutschsprachigen Volksgruppen vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts behandeln. Dieser zweite Band beschreibt die soziale Integration, die teilweise/partielle Assimilation, das Erwachen des Nationalbewusstseins und die Umwandlung der deutschen Minderheit in eine ethnische Minderheit in den darauffolgenden anderthalb Jahrhunderten sowie die Entrechtung und die Einschränkung der Rechte bzw. die Umstände der Integration der verbliebenen deutschen Minderheit. Die historische Einleitung des Bandes und die darin enthaltenen Quellen beleuchten diese schicksalhaften Wendungen und den Weg, der zu diesen führte. Die Situation und das Denken der deutschen Minderheit wurden, wie die der anderen Nationalitäten in Ungarn, gleichzeitig durch die ungarischen Idealen und die des Mutterlandes beeinflusst. Auch die auf dem Gebiet des ungarischen Staates lebenden Deutschen waren auf der Suche nach ihrer eigenen Identität: Einige sahen ihre Zukunft in der Assimilation in die ungarische Nation, andere in der Annäherung an Deutschland. Im 20. Jahrhundert mussten die Deutschen eine Reihe von Traumata erleben. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Großteil der deutschen Bevölkerung in Ungarn in mehrere Nachfolgestaaten verstreut. In den 1930er Jahren war ein Teil der in Ungarn verbliebenen Deutschen mit der Durchsetzung ihrer Minderheitenrechte unzufrieden. Dies war auch ein Grund für ihre spätere Radikalisierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutsche Bevölkerung durch Deportationen, Internierungen, Landenteignungen und Vertreibungen kollektiv bestraft. Diejenigen, die blieben, lebten jahrelang als Bürger zweiter Klasse. Ab den 1960er Jahren konnten sie ihre Sprachen freier ausüben, aber erst mit der Wende konnten sie ihre nationale Identität ausleben.
Der Band ist in zwei Teile gegliedert, der erste enthält die Aufsätze der beiden Historikerinnen. Réka Marchut befasst sich mit den Ereignissen des „langen“ 19. Jahrhunderts im Land und der deutschen Gemeinschaft in Ungarn, während Ágnes Tóth die Zeit zwischen 1920 und 1990 untersucht. In der zweiten Hälfte wird eine Auswahl von der bezeichnendsten Dokumente zur Geschichte der deutschen Volksgruppe im 19. und 20. Jahrhundert vorgestellt. Darunter befinden sich Artikel und Studien, die in der zeitgenössischen Presse erschienen sind, sowie unbekannte, bisher unveröffentlichte Dokumente.
Wir empfehlen diese Publikation mit authentischen, zeitgenössischen Quellen allen, die die Geschichte der Ungarndeutschen erforschen oder studieren, um ein tiefgehendes Wissen zu erlangen.
Hrsg.: Réka Marchut, Ágnes Tóth
A magyarországi németek. II. Kötet: A modern nacionalizmus kialakulásától a rendszerváltozásig (1790-1993) (Die Ungarndeutschen. Band 2: Vom Aufstieg des modernen Nationalismus bis zur Wende)
Budapest: Magyar Nemzeti Levéltár, 2022
264 Seiten
Sprache: Ungarisch
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