Diese Woche stellen wir unseren Lesern eine besonders wertvolle Publikation über den Besuch in der Pfarrkirche von Wetschesch im Jahre 1841 vor. Das Buch konnte dank der Forschungsarbeit von Michael Frühwirth entstehen, aber auch Ferenc Stéhli und Csilla Tuza müssen für ihre Arbeit gewürdigt werden, da sie die lateinischen und deutschen Texte ins Ungarische übersetzt haben.
Unter canonica visitatio ist eine offizielle Kirchenvisitation zu verstehen, die in der Waitzener Diözese bereits im 17. Jahrhundert, während der türkischen Besatzung, aber auch in der Folgezeit üblich war. Diese Besuche wurden in Protokollen festgehalten, die nicht nur im öffentlich-rechtlichen Sinne der katholischen Kirche, sondern auch im weltlichen Sinne authentische Dokumente sind. Diese enthalten den Namen des vom Burgkomitat entsandten Beamten, dessen Siegel und das Ergebnis der anhand der im Voraus übermittelten Fragen durchgeführten Prüfung. Die Inspektion erstreckte sich auf die finanzielle Situation der Kirchgemeinde, den Zustand der Kirche und ihre Ausstattung sowie auf den Friedhof bzw. das Gebäude der Schule. Berichtet wurde auch überverschiedene Personen wie den Pfarrer und den Schulleiter, deren Einkommen und die von der Gemeinde erbrachten Leistungen. Auch die Hebamme wird häufig erwähnt, da es früher üblich war, dass wenn das Kind zur Taufe nicht in die Kirche gebracht werden konnte, die Hebamme selbst die Taufe in den Häusern vornahm. Weitere wichtige Aspekte sind die Bewahrung der Reinheit des Glaubens, der Sitten und Bräuche der Bevölkerung, die Einhaltung von Festen und Fasten bzw. der Nachweis gelegentlicher Übertretungen
Der Band besteht aus vier Teilen, die die Pfarrkirche von Wetschesch und ihre anderen Einrichtungen umfassen. Dazu gehören u. a. die Filialkirchen, die Armenhäuser, die Kapellen, die Klöster, die Waisenhäuser, aber auch alle Aufzeichnungen über Waisen, Witwen, Arme, Statuen und Kreuze sowie Grundherren. Die vier Kapitel sind zunächst in ungarischer Sprache abgefasst, ihnen folgen die Berichte und Aufzeichnungen auf Deutsch. Das Buch enthält weiterhin die Kopien der Originaldokumente, die meisten davon in lateinischer, einige aber auch in ungarischer Sprache.
Wir empfehlen dieses Buch allen, die sich für kirchliche Themen interessieren. Aber auch denjenigen, die sich mit der Geschichte von Wetschesch auseinandersetzen möchten, da die drei über die Stadt bisher erschienenen Monographien diese Dokumente als Quelle nicht verwendet haben.
Frühwirth Mihály (Hg.): Canonica Visitatio. 1841. Vecsés
Kirchenbesuch der Pfarre in Vecsés, liegend in der Vácer Diözese, im Pester Erzdiakonat, im Soroksárer Diakonat am 22. Oktober 1841
Herausgeber: Donauschwäbische Selbstverwaltung Wetschesch, 2022
164 Seiten
Sprache: Deutsch, Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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