Márkus Beáta: „Csak egy csepp német vér”. A német származású civilek Szovjetunióba deportálása Magyarországról 1944/45

Umschlag des Buches

Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Ungarn von Nazideutschland besetzt, und in dem vom Krieg fast völlig ausgeschöpften Land herrschte der Pfeilkreuzler-Terror. Trotz der Gräueltaten der Roten Armee erhoffte die Bevölkerung, dass die Befreiung des Landes eine friedliche, demokratische Zukunft sichert und das Alltagsleben sich schnell normalisieren wird. Für zehntausende Ungarndeutsche bedeutete die Ankunft der „friedensbringenden” Sowjetsoldaten jedoch den Anfang von großem Leiden und Schmerz, was man heute mit dem Begriff Malenkij Robot bezeichnet. Die Grundlage für die Verschleppung der Angehörigen der deutschstämmigen, arbeitsfähigen Zivilbevölkerung in die Sowjetunion war der am 16. Dezember 1944 von dem Staatlichen Verteidigungskomitee der Sowjetunion verkündete Beschluss Nr. 7161.

 

 

 

Die Aufarbeitung der tabuisierten und verschwiegenen Themen der Deportationen fing erst nach der Wende im Jahre 1989 an. Die Ankündigung und Verlängerung des Gulag-Gendenkjahres zwischen 2015-2017 erbrachten zahlreiche Publikationen in Ungarn, von denen mehrere im Bestand der Ungarndeutschen Bibliothek zu finden sind.  Das hier vorgestellte, von der jungen Historikerin Dr. Beáta Márkus verfasste und 2020 erschienene Buch bearbeitet ebenfalls die Thematik der Malenkij Robot, ist jedoch eine lückenerfüllende Arbeit. Das Werk ist eine tiefgreifende, detaillierte und alle betroffenen Gebiete Ungarns umfassende, über die Deportation der ungarndeutschen Zivilbevölkerung geschriebene vergleichende wissenschaftliche Grundforschung, die in dieser Form bisher noch nicht erschienen ist. Mit diesem Fachbuch in ungarischer Sprache – welches auf der in deutscher Sprache verfassten und mit dem Otto-Heinek-Preis ausgezeichneten Dissertation der Autorin basiert, und das Ergebnis einer fast zehn Jahre langen Forschungsarbeit ist – versucht die Historikerin auch das breitere ungarische Leserpublikum zu erreichen. In ihrer Arbeit ging Márkus den Fragen nach, warum ein einheitlicher sowjetischer Befehl in Ungarn regional so unterschiedlich ausgeführt wurde, und was im Hintergrund dieser Differenzen stand. Bei ihrer Forschung untersuchte sie zehn Komitatsarchive eingehender, als Ergänzung stützte sie sich u. a. auch auf Fachbücher, Memoiren, Ortsmonografien sowie Interviews. Die komparative und detaillierte Untersuchung führte sie auf Komitats-, Bezirks- und Siedlungsebene in fünf sog. Deportationsregionen durch. Wie unterschiedlich die deutsche Abstammung in den Regionen von Bekesch-Tschanad, Nordostungarn, Batsch-Kleinkumanien, in der Schwäbischen Türkei oder in Budapest und Umgebung interpretiert wurde, wird in fünf Kapiteln aufgedeckt. Die sowjetischen Behörden stützten sich immer auf die Kooperationsarbeit bestimmter örtlicher Behörden, deren Verantwortung anhand dieser Arbeit auch in Frage gestellt wird. Abschließend findet man Tabellen über die ethnische Zusammensetzung der betroffenen Komitate, Bezirke und Gemeinden, darüber hinaus die bekannte Zahl der Deportierten.

Wir empfehlen dieses Fachbuch allen, die in einem leicht verständlichen Stil geschriebene, umfassende Aufarbeitung der Deportation der Zivilbevölkerung in die Sowjetunion lesen möchten. Eine Arbeit, die der Gruppe von Menschen aus Ungarn, die wegen ihrer – vermeintlichen oder tatsächlichen – deutschen Abstammung verschleppt worden sind, ein würdiges Denkmals setzt.

Márkus Beáta: „Csak egy csepp német vér.” A német származású civilek Szovjetunióba deportálása Magyarországról 1944/45
(„Nur ein Tropfen deutsches Blut”. Deportierung Zivilpersonen deutscher Abstammung aus Ungarn um 1944/45)
Budapest : Kronosz Könyvkiadó Kft., 2020.
469. S.
Sprache: ungarisch mit einer deutschen Zusammenfassung

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