Der Bestand der Ungarndeutschen Bibliothek ist – wie das auch in anderen Bibliotheken üblich ist – nach verschiedenen Themenbereichen aufgeteilt, damit die Arbeit der Forscher oder der Interessenten erleichtert wird. Die Sammlung der ortsgeschichtlichen Bücher mit mehr als 500 Exemplaren ist eine der umfangreichsten in der Bibliothek. Die Werke sind nicht nur ihrer Qualität, Quantität oder Sprache, sondern auch ihrer inhaltlichen Zusammensetzung nach ganz unterschiedlich. Viele zählen zu den rein geschichtlichen Ortsmonografien, viele zu den sog. Heimatbüchern. So gibt es auch mehrere, die zugleich unterschiedliche Themen wie Geschichte, Volkskunde, Mundart, Literatur, Gastronomie und gegenwärtige allgemeine Lage der Ungarndeutschen in den jeweiligen Ortschaften behandeln.
Dieses von der örtlichen Nationalitätenselbstverwaltung und der Selbstverwaltung der Gemeinde Tscholnok 2020 herausgegebene Buch kann man auch zu den letzteren zählen. Es wurde von mehreren Autoren, auf verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten basierend verfasst. Das Ziel der Autoren war, dem Leser einen umfassenden Einblick in die Geschichte, Gegenwart, Kultur, Lebensweise und Sprache der Tscholnoker Ungarndeutschen zu geben. Man sieht, dass das Vorhaben der Autoren sehr gut gelungen ist: Über die Vergangenheit und Gegenwart der Tscholnoker Ungarndeutschen kann man sehr viel erfahren. So stellt sich z. B. in den mit der Geschichte befassenden Kapiteln heraus, warum sie nach dem Zweiten Weltkrieg nicht vertrieben worden sind, oder dass es in den 1950er Jahren auch in Tscholnok ein Zwangsarbeitslager funktioniert hat. Im Teil Gegenwart befindet sich u. a. die Beschreibung der deutschen Nationalitätenselbstverwaltung oder die des heutigen ungarndeutschen Kulturlebens. Im Teil Sprache kann der neugierige Leser eingehende Analysen über die örtliche Mundart und ihre heutige Verwendung lesen. Leichtere Lektüren oder etwas Lustiges findet man nicht nur im Anhang, in dem in der örtlichen Mundart verfasste lustige Geschichten und Märchen sowie ortstypische Rezepte zu finden sind. Im Teil Volkskultur befindet sich das Kapitel Bäuerliche Lebensweise, in dem auch das Schweineschlachten beschrieben ist. Darin steht auch, dass man beim Schlachten den Kindern – damit sie keine Angst während des Abstechens haben – hinter dem Schwein Salonzuckerl und Nüsse fallen gelassen hat, als ob diese das Schwein hinterlassen hätte. Beim Durchblättern des Buches sieht man, dass dieses ein mit heutigen und Archivfotos reich illustriertes, anspruchsvoll zusammengestelltes Werk ist, das zugleich auch ein sehr guter Beweis für die gut gelungene Zusammenarbeit zwischen der Tscholnoker ungarndeutschen Gemeinschaft und den Autoren ist.
Das Buch empfehlen wir allen, die eine Bindung zu Tscholnok haben oder einfach die Tscholnoker Ungarndeutschen recherchieren möchten.
Marta Juhász (Red.): Wo wir uns daheim fühlen. Tscholnok
Geschrieben von: Agathe Hárs, Marta Juhász, Anton Klinger, Josef Klinger †, Melinda Kolonics, Katharina Szabó †, Ladislaus Szax
Csolnok : Tscholnoker Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung – Selbstverwaltung der Gemeinde Tscholnok, 2020.
165.S., Ill.
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich.
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