Pócsik Viktor – Brauer-Benke József: Pesterzsébeti németek

Umschlag des Buches

Pesthelisabeth bildete jahrzehntelang zusammen mit Schorokschar einen Bezirk von Budapest. Erst 1994 trennte sich der Stadtteil von Schorokschar ab und bildet seitdem selbstständig den XX. Bezirk der Hauptstadt. Wie die meisten Außenbezirke, war auch dieser lange eine alleinstehende Siedlung und hat auch „eine deutsche Geschichte”. Dieses Studienbuch von Viktor Pócsik und József Brauer-Benke behandelt die ungarndeutsche Vergangenheit und Gegenwart des Bezirks.

 

 

 

 

 

 

Die Geschichte von Pesthelisabeth begann erst 1897, als zwei Siedlungsteile (Kossuthfalva und Erzsébetfalva) von Schorokschar sich abtrennten und zuerst unter dem Namen Erzsébetfalva als Großgemeinde existierten. Die Siedlung – wie die meisten um die Hauptstadt – war immer ein „Zuwandererziel”. In den 1880er Jahren bildeten die Deutschen noch um die Hälfte der Gesamtbevölkerung, die nicht mal 2000 Seelen zählte. Um 1900 lebten hier mehr als 15 Tausend Menschen, die Deutschen machten aber nur noch 11 Prozent der örtlichen Bewohner aus. 1910 zählte die Siedlung 30 Tausend Einwohner. Ab 1924 – als sie zur Stadt erhoben wurde – hieß sie Pesthelisabeth, und es lebten schon mehr als 40 Tausend Menschen hier. Die Nähe der Hauptstadt und die günstigen Arbeitsmöglichkeiten waren die Gründe dieses enormen Bevölkerungszuwachses. Die neuen Bewohner kamen nicht nur aus den umliegenden Siedlungen, sondern auch aus weiten Teilen Ungarns nach Pesthelisabeth. Obwohl unter denen auch viele Deutsche gab, sank deren Anteil in der Gesamtbevölkerung um 1930 auf weniger als 3 Prozent, die damals schon fast 70 Tausend betrug.

Die Ungarndeutschen in Pesthelisabeth sind also nicht direkt während der Ansiedlung im 18. Jahrhundert in die Ortschaft gekommen, sondern kamen infolge der Binnenmigration in mehreren Wellen und zu verschiedenen Zeiten aus unterschiedlichen ungarndeutschen Siedlungen. Dieses wird auch in einem Kapitel behandelt, das Familiengeschichten erzählt. Es stellt sich heraus, dass viele aus Hartau und Schorokschar aus unterschiedlichen Gründen hierher umsiedelten, aber es gab sogar Familien, die während der Vertreibung aus Kumbai kamen. Die Zahl der aus Pesthelisabeth zur Malenkij Robot verschleppten Ungarndeutschen war übermäßig hoch. Es ist interessant, dass hier auch Listen der auszusiedelnden Personen zusammengestellt wurden, doch die Vertreibung wurde nicht unternommen. Trotz der verschiedenen Wurzeln, der Assimilierung, des Sprach- und Identitätsverlusts und des ziemlich geringen Anteils in der Mehrheitsbevölkerung bilden die hiesigen Ungarndeutschen immer noch eine aktive Gemeinschaft. Gestärkt wird sie nicht nur durch die Nationalitätenselbstverwaltung, sondern auch dadurch, dass Pestelisabeth – einzigartig in der Hauptstadt – vom Kindergarten bis zur Mittelschule über deutsche Nationalitätenbildungseinrichtungen verfügt. Das Büchlein zählt nicht mal 100 Seiten. Das „ungarndeutsche Gesicht” von Pesthelisabeth wird dem Leser aber nicht nur durch Statistiken, historische Aspekte und Familiengeschichten dargestellt, sondern auch durch die Vorstellung des Kulturlebens und der Bildungseinrichtungen. Man sollte dabei aber beachten, dass das Buch 2006 herausgegeben wurde und seitdem sich sicher einiges änderte.

Das Buch empfehlen wir Allen, die sich für die Geschichte der Ungarndeutschen in Pesthelisabeth interessieren und ein umfassendes Bild über deren Situation durch ein anspruchsvoll zusammengestelltes Werk bekommen möchten.

Pócsik Viktor – Brauer-Benke József – Judit Bárkányi (Red.): Pesterzsébeti németek
(Deutschen in Pestelisabeth)
Budapest : Német Kissebbségi Önkormányzat Pesterzsébet – Német Hagyományokat Ápolók Szövetsége Egyesület Pesterzsébet, 2006.
94. S., Ill.
Sprache: Ungarisch

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