So sangen sie in den dreissiger Jahren

Lieder und Sprüche, 
vorgetragen von Frauen aus Császártöltés und aus Katymár

Umschlag des Buches

In den späten 1980er Jahren und vor allem nach der Wende wurde es möglich, dass entsprechende Forschungen über die Ungarndeutschen auch seitens „westlicher” Institutionen der Länder des deutschen Sprachgebiets – hauptsächlich aus der BRD oder Österreich – intensiver unterstützt oder einfacher durchgeführt werden konnten. Die Bedingungen der Feldforschung waren damals noch wesentlich günstiger. Um die Wende lebten noch viele Ungarndeutsche, denen in der Kinder- und Jugendzeit Traditionen und Bräuche noch zum Alltag gehörten, als noch Volkslieder und Volksmusik nicht auf der Bühne, sondern in den Zuhausen, auf den Gassen und auf den Feldern erklangen.

 

 

 

Diese Sammlung ist ein Ergebnis eines Forschungsprojekts aus der Wendezeit. Das Institut für Volkskunde der Universität Wien hatte im Rahmen des Projekts „Wiener ungarndeutsche Kulturforschung” vier ungarndeutsche Siedlungen – Jink, Tschasartet, Katschmar und Willand – nach der traditionellen Kultur der Gemeinschaften in ihrer Gesamtheit erforscht. Teil dieser Forschungen zwischen 1989 und 1991 war auch die Sammlung des „gefährdeten” Lied- und Spruchguts der beiden Siedlungen der Batschka: Tschasartet und Katschmar. Die Aufnahmen sind Dr. Kurt Linthoudt zu danken, der solche Lieder und Sprüche dokumentierte, die eher nur noch von Einzelpersonen vorgetragen werden konnten und dadurch vom Aussterben bedroht waren. Die Dokumentation erfolgte in Tschasartet im Altenheim, in Katschmar konnte die Erinnerung an Lied- und Spruchgut in Kleingruppen und anhand Einzelbefragungen aufgedeckt werden. Die meisten der befragten Ungarndeutschen waren Frauen, die um oder schon über 60 Jahre alt waren. Dabei ist es auch beachtenswert, dass alleine die Aufnahmen schon vor 30 Jahren erfolgten und somit die Sammlung eine wahre Zeitreise in die Volkskultur der Ahnen bietet.

Die Transkription der Lieder und die wissenschaftliche Bearbeitung machte Dr. Anton Hofer, der die Lieder und Sprüche nach verschiedenen Themen ordnete und bei vielen auch die aus Österreich bekannten Varianten verfasste. So findet man im Buch unter anderem Kindersprüche und -lieder, Liebeslieder, Hochzeitslieder und -sprüche, aber auch Kirchenlieder. Die Sammlung bietet somit ein buntes Repertoire an Schätzen zu allen Anlässen auch für die heutigen Zeiten.

Viele aus Tschasartet erlitten die Tragödie der Malenkij Robot, als Ungarndeutsche wurden sie massenweise in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit verschleppt. Viele der in Katschmar Lebenden flohen aus den Gebieten des Tito-Jugoslawiens und aus den Vernichtungslagern. So findet man auch Lieder, die infolge dieser Schicksalsschläge der Gefangenschaft, Vertreibung und Flucht entstammen und somit aufbewahrt wurden.

Das Buch empfehlen wir Allen, die sich für das Liedgut und die Sprüche der Ungarndeutschen vor mehr als achtzig Jahren interessieren, oder die entsprechenden Varianten aus Tschasartet und Katschmar in der Batschka kennenlernen oder erforschen möchten.

So sangen sie in den dreissiger Jahren
Lieder und Sprüche, vorgetragen von Frauen aus Császártöltés und aus Katymár
Erhebung und Tonaufnahme: Kurt van Lithout – Transkription und Wissenschaftliche Bearbeitung: Anton Hofer
Wien-Győr: Hazánk Könyvkiadó Kft., 1993.
171.S.
Sprache: Deutsch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich.
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