Was sollte man aus der ungarndeutschen Vergangenheit retten, was kann man heute noch beleben? Was macht die heutige Identität aus? Diese sind Fragen, die ein jeder anders beantworten könnte. Tänze, Musikstücke und Lieder sind zum Glück ziemlich gut erhalten geblieben. Fast alles, was auf der Bühne der Kulturhäuser ab den 1950er Jahren bis zur Wende geduldet und einigermaßen gefördert war, ist auch heute vorhanden. Die Benutzung der örtlichen Mundart war mit der Lockerung des sozialistischen Systems in der Öffentlichkeit zwar nicht verboten, aber auch nicht ganz geduldet. Mit einer gewissen Begabung und Vorkenntnissen kann man Musik, Tanz, Spiele und Sprüche, Bräuche, ja auch das Kochen von traditionellen Gerichten auch heutzutage fast ohne Hindernisse erlernen. Man braucht die Noten, Aufnahmen von den Choreografien, Beschreibungen der Bräuche und Rezepte, Archivfotos und vielleicht ein paar Stunden oder Wochen zum Einüben, und wenn es noch Menschen leben, die diese aus erster Hand weitergeben können, hat man es noch leichter. Mit der Mundart wäre es viel schwieriger, dazu bräuchte man viel mehr Zeit und Aufwand sowie das entsprechende Sprachumfeld.
Heutzutage ist die Tendenz zu beobachten, dass die meisten der einzelnen Ortsmundarten in unterschiedlichem Ausmaß, aber „vor unseren Augen”, und leider auch endgültig mit ihren Sprechern aussterben. So sollte dem Dokumentieren der einzelnen Mundarten neben Bereichen wie Lieder und Tänze, Musik, Sprüche und Gastronomie auch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Neben dem tragischen Prozess des Verschwindens ist auch ein Trend der Rettung – zumindest in Form von Mundartwörterbüchern – in den letzten Jahren ersichtlich. So erschienen zum Beispiel Wörterbücher – die alle auch in der Ungarndeutschen Bibliothek vorhanden sind – in Tschasartet/Császártöltés (2014), in Hajosch/Hajós (2016) und in Tolnau/Vértestolna (2017). Ein solches ist auch die Veröffentlichung Deutsches Mundartwörterbuch von Moor, die 2019 herausgegeben wurde. Als Muster wurde die Hajoscher Sammlung genommen, und dank der Kooperation zwischen den beiden Teams ist eine sehr anspruchsvolle Arbeit entstanden.Heutzutage ist die Tendenz zu beobachten, dass die meisten der einzelnen Ortsmundarten in unterschiedlichem Ausmaß, aber „vor unseren Augen”, und leider auch endgültig mit ihren Sprechern aussterben. So sollte dem Dokumentieren der einzelnen Mundarten neben Bereichen wie Lieder und Tänze, Musik, Sprüche und Gastronomie auch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zuerst haben die Mitarbeiter des Wörterbuches eine Facebook-Gruppe Hogy is mondtuk svábul? (Wie haben wir es auf Schwäbisch gesagt?) gegründet, wo sich ein jeder der Sammelarbeit der Wörter anschließen durfte. Das Wörterbuch ist ein Ergebnis von mehr als 17 aktiven Mitwirkenden. Die fachliche Unterstützung ist Dr. Márta Müller, Universitätsoberassistentin und stellvertretender Institutsleiterin des Germanistischen Instituts der ELTE, das Lektorieren dem ELTE-Universitätsdozenten Dr. Koloman Brenner zu verdanken.
Die deutsche Mundart von Moor ist eine Varietät der bairisch-österreichischen Dialekte. Um das Wörterbuch leicht zu gebrauchen, befinden sich im ersten Teil die ungarischen Ausdrücke nach dem ungarischen Alphabet aufgelistet. Neben den einzelnen ungarischen Ausdrücken kommen in der zweiten Spalte die der bairisch-österreichischen Aussprache klangtreuen und phonetisch niedergeschriebenen Mundartbezeichnungen und in der dritten die hochdeutsche Form der Wörter. Im zweiten Teil sind die Dialektwörter in der ersten, deren ungarische Bedeutungen in der zweiten und die hochdeutsche Versionen in der dritten Spalte zu finden. Zum aussprachetreuen Erlernen der Ortsmundart kann das ergänzende Audiomaterial in Form von einer DVD, auf der der damals 91 Jahre alte Ortshistoriker Alajos Schwartz zu hören ist, wesentlich beitragen. Mit den um die 6600 Ausdrücken wurde ein Teil der Moorer Ortsmundart – hiermit auch in Audio – gerettet. Man kann nur erhoffen, dass noch weitere Initiativen diesem guten Beispiel nachgehen und somit auch andere Gemeinden zumindest ein Stück ihres Wortschatzes retten.
Das Werk empfehlen wir Allen, die die Mundartwörter der Moorer Ungarndeutschen durch ein professionell erstelltes und benutzerfreundliches Wörterbuch kennenlernen, oder diese mit den eigenen vergleichen möchten.
Mária Ivanics-Szing et al. (Red.): Móri Német Tájszótár. Deutsches Mundartwörterbuch von Moor
Mór : Német Nemzetiségi Önkormányzat, 2019.
372. S., DVD Beilage als Audiomaterial
Sprache: Vorwort und Erklärung Hochdeutsch und Ungarisch, die Wörter der Wörterbuchartikel in Moorer Mundart, Hochdeutsch und Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu