Hartianer Kochbuch

Umschlag des Buches

Dank zahlreicher örtlicher Gemeinschaften verschiedener Siedlungen wurden in den letzten Jahrzehnten vieles aus der schwäbischen Vergangenheit gerettet und dokumentiert. So erschienen unter anderem auch Bücher, die Lieder, Sprüche, Bräuche, Mundartwörter oder Archivbilder aus dem jeweiligen Ort beinhalten bzw. beschreiben, und somit diese für die Zukunft retten und zugleich dem neugierigen Leserpublikum eine große Freude bereiten. Dazu zählen auch Kochbücher, die nicht nur Rezepte, sondern auch einstige ortstypische Essgewohnheiten dokumentieren. Es ist oft eine große Frage, was wir überhaupt noch aus der Vergangenheit in den Alltag umsetzen könnten, wie wir unsere ungarndeutsche Identität überhaupt beleben könnten. Die verschwindende Mundart wieder zu sprechen oder das Tragen der Tracht im Alltag ist nicht mehr realisierbar. Alte Gerichte wieder auf die Teller zu zaubern ist jedoch viel einfacher, was auch die Beliebtheit der Kochbücher erklärt. Kein Wunder, dass sie öfters fast gleich nach ihrem Erscheinen vergriffen werden.

 

Dasselbe geschah auch mit einem schwäbischem Kochbuch, das in den 2000er Jahren von der Deutschen Nationalitätengrundschule Hartian herausgegeben wurde. Nachdem es schnell ausverkauft war, bildete sich eine große Nachfrage seitens der Leser. So entschied die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung Hartian ein neues, auch mit den Hartianer Essgewohnheiten ergänztes Kochbuch herauszugeben. Nach der gründlichen Sammelarbeit debütierte dieses Werk im Rahmen des örtlichen gastronomischen und kulturellen Festivals Hartianfest im Oktober 2012. Die Ausgabe rühmt die Zusammenarbeit mehrerer Personen. Bei der Erstellung des Buches wirkten Anton Lauter und Georg Mauer mit, die Redaktion und Sammelarbeit ist Andrea Tölli zu verdanken. Die Rezepte wurden mit anspruchsvollen Fotos von den Gerichten illustriert, die auch mit Fotos von Werken der Keramikerin Edit Surman ergänzt wurden.

Das Kochbuch beinhaltet um die hundert ortsspezifischen Rezepte, die in vielen anderen ungarndeutschen Ortschaften bekannten Gerichten ähnlich sind. Man findet im Buch verschiedene Suppen, Fleischgerichte, Gemüse- und Mehlspeisen sowie viele leckere Gebäcksorten. Die meisten Speisen sind – wie es bei den ungarndeutschen Gerichten üblich ist – einfach, schnell und günstig zuzubereiten. Auf den letzten 16 Seiten liest man über die Essgewohnheiten der Hartianer. Hier wird auch enthüllt, welcher Werktag in Hartian der Fleischtag war oder was für Gerichte man an den Wochenenden verzehrte, wie das Schweineschlachten ablief oder was man zu Weihnachten oder auf den Hochzeiten aß. Das 2012 herausgegebene Buch ist so gut gelungen, dass 2016 – um ein noch breiteres Publikum zu erreichen – auch die deutsche Übersetzung erschien.

Wir empfehlen das Buch Allen, die nicht nur ein Rezeptbuch, sondern auch über die Essgewohnheiten der Hartianer in einem anspruchsvoll illustrierten Werk lesen möchten.

Andrea Tölli (Red.): Hartianer Kochbuch
Hartian : Deutsche Minderheitenselbstverwaltung, 2016.
85. S., Ill.
Sprache: Deutsch

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