Paál Vince: A politika és a publicisztika vonzásában. Gratz Gusztáv pályafutása

Umschlag des Buches

Beim Erwähnen von geschichtsformenden, führenden Persönlichkeiten der Ungarndeutschen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts würden den Meisten bestimmt Namen wie Jakob Bleyer oder Franz Basch einfallen. Gustav Gratz zählt leider zu denen, deren Erinnerung vielleicht ein bisschen unwürdig gepflegt wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Ausgabe ist die allererste, wirklich detaillierte und mit Anspruch an Gründlichkeit zusammengestellte Biografie über ihn. Das Buch ist in neun Kapiteln gegliedert, die auch die größeren Stationen des Lebens von Gratz bedeuten. Die Biografie beginnt mit der Beschreibung seiner Wurzeln, Kindheit, schulischen Laufbahn und Jugendzeit. Er ist 1875 in Göllnitz in der Zips – nicht aber als Zipser Sachse – in einer deutschen Familie geboren. Sein Vater war ein deutschstämmiger evangelischer Pfarrer, der aus Nordwestungarn stammte, die ebenfalls deutschstämmige Mutter war eine gebürtige Ofener Bürgerin. Die Eltern waren bestrebt, dass er neben einer guten Schulausbildung von früh auf auch die ungarische Sprache – besser als sie – beherrschen soll. Dazu erhielt er eine patriotische Erziehung, wobei die Pflege seiner deutschen Wurzeln auch nicht vernachlässigt wurden.

In den kommenden Kapiteln kann man neben seinem Werdegang als Publizist und Politiker auch über die Großpolitik der sturmvollen Zeiten der Monarchie, deren Zerfall, und die darauf folgenden Jahrzehnten des Ungarischen Königreiches der Horthy-Ära lesen. Aus ungarndeutscher Sicht ist vor allem seine Tätigkeit als Vorsitzender des Ungarländischen Deutschen Volksbildungsvereins interessant, dessen Vorsitz er von 1924 bis 1938 innehatte und versuchte zwischen den Bestrebungen von Bleyer, Basch sowie der ungarischen und deutschen Regierungen eine Balance zu finden. Einerseits war er Monarchist und wurde auch wegen der Beteiligung am Putschversuch des Habsburgerkönigs Karl der IV. angeklagt, andererseits war er ein moderner liberaler Politiker und Demokrat. In den 1930er Jahren sah er z. B. die wirtschaftlichen und politischen Problemen der Donau-Region Mitteleuropas durch die friedliche Zusammenarbeit der Völker der früheren Österreich-Ungarischen Monarchie zu lösen. Dies hätte die Expansion des Dritten Reiches (Anschluss von Österreich) verhindern können. Nach der deutschen Besetzung Ungarns wurde er wegen seiner Einstellungen sogar ins KZ Mauthausen interniert. Er konnte noch die Geburt der kurzfristigen Ungarischen Republik erleben. Der Verhaftung der kommunistischen Staatsschutzabteilung der Ungarischen Staatspolizei „entkam” er durch seinen plötzlichen Tod am 21. November 1946.

Dies ist ein lesenswertes Buch für Alle, die mehr über Gustav Gratz oder die Minderheitenpolitik dieser Epoche bezüglich der Ungarndeutschen erfahren möchten.

Paál Vince:
A politika és a publicisztika vonzásában
Gratz Gusztáv pályafutása
(Im Bann der Publizistik und der Politik
Der Werdegang von Gustav Gratz)
Budapest : Wolters Kluwer Hungary Kft., 2018.
481 S.
Sprache: Ungarisch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek zugänglich. Weitere Informationen: info@bibliothek.hu