Maria Henkei: Omas Welt

Umschlag des Buches

Die gastronomischen Traditionen der Ungarndeutschen sind mit dem örtlichen Brauchtum eng verbunden. Was man in der jeweiligen Gegend unter den örtlichen Klimabedingungen herstellen konnte, wurde auch als Zutat für Gerichte verwendet. Die Essgewohnheiten hingen mit den kirchlichen und familiären Festen sowie der Änderung des Wetters während der wechselnden Jahreszeiten ebenfalls zusammen. In vielen der bislang erschienenen ungarndeutschen Kochbüchern kann man neben Kochrezepten auch über die einstigen Essgewohnheiten der örtlichen Schwaben lesen.

 

 

 

 

 

Das hier empfohlene 2014 erschienene Werk zählt auch zu den Büchern, bei denen es schwierig zu entscheiden ist, ob sie in der ersten Stelle eine gastronomische oder eben eine volkskundliche Arbeit mit Beschreibungen von Bräuchen, ortshistorischen Angaben, Essgewohnheiten und Kochrezepten sind. Die Beschreibungen der Gerichte, Feste und Bräuche sind in einem solchen engen Zusammenhang nacheinander verfasst, so dass man praktisch fast zu allen Gelegenheiten im Kalenderjahr auch etwas für die Familie kochen könnte. Mit ein bisschen Übertreibung könnte man mithilfe dieses Buches die hier beschriebenen einstigen Traditionen mit der Kochkunst der Párier Ungarndeutschen nahezu vollständig rekonstruieren. Das Werk gliedert sich in drei größere Teile. In der Einleitung wird uns die Geschichte der Siedlung nähergebracht. Hier kann man darüber lesen, dass Herzog Paul Antonius Esterházy die in der nordwestlichen Tolnau liegende Gemeinde in den 1730er Jahren mit deutschen Kolonisten aus dem Schwarzwald und Baden besiedelte. In den folgenden Kapiteln kommen wir zum bunten Strauß der einstigen Alltagsgeschehnisse und Festlichkeiten, in denen die Essgewohnheiten und traditionelle Rezepte der Párier Schwaben eingebettet sind. Wie auch der heute schon weniger bekannte Brauch des sog. „Passita”-Tragens, als die Patin des Kindes die frisch zur Mutter gewordene Frau fünf Tage lang mit Essen zu versorgen hatte. Hier wird nicht nur das Menü, aufgelistet, sondern es werden auch die Rezepte der Gerichte detailliert beschrieben, die in den Gevatterintöpfen für die Wöchnerinnen in Pári zubereitet wurden. Außer den Rezepten findet man im Werk auch einige Reime und Wendungen in örtlicher Mundart, wie auch in der Beschreibung des einstigen lustigen Brauchs des sog. Briefsteckens während des Schweineschlachtens. Zum Schuss befinden sich noch Rezepte von Suppen, Gemüsen und Mehlspeisen der Párier im Buch, gefolgt von Spezialitäten der Nachbarortschaften Beletschke/Belecska, Berien/Diósberény, Hedjeß/Hőgyész und Hiewrkut/Keszőhidekút.

Dieses Buch ist allen empfehlenswert, die nicht nur traditionelle Gerichte zubereiten und ausprobieren, sondern auch über die Volkskunde einer einst mehrheitlich von Ungarndeutschen bewohnten Gemeinde in der Schwäbischen Türkei lesen möchten.

Maria Henkei: Omas Welt. Sitten, Bräuche und kulinarische Geheimnisse der Ungarndeutschen in der Kapos-Koppány Gegend Nagyanyám világa
Tamási : Deutsche Nationalitäten Selbstverwaltung, 2014.
100.S., Ill.
Sprache: Deutsch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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