Anhand historischer Ortsmonografien oder Heimatbücher kann der neugierige Leser über die Vergangenheit einer Siedlung, über deren früheren Bewohner, sogar über ihre Sitten, Bräuche und seinen Alltag, wie auch über die örtliche Gastronomie vieles erfahren.
Über die ungarndeutsche Kleinstadt Bohl, deren Name vor 1950 noch Deutschbohl gewesen ist, befinden sich in der Ungarndeutschen Bibliothek zwei Monografien (Geschichte der Grossgemeinde Német-Bóly und Bóly 1093-1993). Auch das im Jahre 2003 erschienene Fachbuch über die Ansiedlung der Herrschaft Bóly im 18. Jahrhundert mit dem Titel Deutsche Auswanderer in Ungarn ist bei uns vorhanden. Dank dieser drei Bücher kann man „den geschichtlichen Wissensdurst sehr gut stillen”. Zur Geschichte einer Siedlung gehören jedoch nicht nur allgemeine Angaben, denn die Vergangenheit wird von den Menschen geschrieben, die dort gelebt haben.
In diesem Buch geht es um Häuser, genauer um Wohnhäuser und deren Bewohner, die dort vor 1947 geboren sind. Diese Jahreszahl wurde nicht ohne Absicht festgesetzt, denn die Bevölkerungsänderungen infolge des Zweiten Weltkrieges brachten bei vielen der Immobilien unveränderbare Anomalien mit sich.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten geht es um die Siedlungsgeschichte bzw. es werden auch die Eigentümlichkeiten beim Bau von Wohnhäusern in den verschiedenen Epochen vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts behandelt. Im zweiten Teil können wir anhand von mehr als 40 Häusern – angegeben sind auch die heutigen Straßennamen und Hausnummern – über wichtige oder interessante Persönlichkeiten aus Deutschbohl lesen. Lebensgeschichten reicher und armer Menschen, Bürger und Handwerker werden hier erzählt. Die Texte wurden über die Häuser mit zeitgenössischen und heutigen Fotos, bei einigen Stellen sogar mit Fassadenzeichnungen ergänzt. Im dritten Teil befinden sich unterschiedliche Statistiken, darunter auch eine einzigartige Namensliste der Grundbesitzer aus dem Jahr 1858 mit der Aufzählung deren Besitz in Deutschbohl.
Dieses Buch leitet uns wie ein außergewöhnlicher Spaziergang durch die Siedlung, man könnte es auch als eine Art Zeitreise ins alte Deutschbohl bezeichnen, in dem durch das Erzählte ein Stück Geschichte vor unseren Augen lebendig wird.
Das Buch ist Allen empfehlenswert, die ihre historischen Kenntnisse übers frühere Deutschbohl auf eine besondere Weise, durch Lebensgeschichten ergänzen möchten.
Rózsás József – Vajta László: Nevezetes németbólyi lakóházak
(Berühmte Wohnhäuser in Deutschbohl)
Bóly : Bóly Város Önkormányzata, 2018.
287 S., Ill.
Sprache: Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich. Weitere Informationen: info@bibliothek.hu