Es gibt mehrere Zusammenfassungen der ungarndeutschen Geschichte. Viele davon sind relativ kurz, andere wurden von Autoren geschrieben, die die Frage nur teilweise in Ungarn untersuchen konnten. Gerhard Seewann ist seit 2007 Lehrstuhlleiter an der Universität Fünfkirchen, und ist einer der anerkanntesten Experte des Bereiches. Sein neues Buch ist nicht nur wegen seines großen Umfangs bedeutend.
Die Publikation ist in zwei dicken Bänden erschienen. Der erste Band behandelt die Geschichte bis 1860, also bis zur Vorgeschichte des Ausgleiches, der zweite bis 2006, also fast bis zum heutigen Tag. Die Schwerpunkte des ersten Bandes liegen bei den frühmittelalterlichen Ansiedlungen, der Zeit während und nach den Türkenkriegen, dem ungarischen Reformzeitalter, der Revolution und dem Freiheitskampf 1848/49 und der Ära des Neoabsolutismus. Statt nur die Fakten darzustellen, erklärt der Autor auch die Bewegungsgrunde hinter den Handlungen, analysiert die Ereignisse nach zahlreichen Aspekten.
Die Kapitel des zweiten Bandes entsprechen den Epochen der neueren ungarischen Geschichte: diese sind auch für die ungarndeutsche Geschichte bestimmend. Das Werk befasst sich eingehend mit den Minderheitenrechten, den Organisationen des Ungarndeutschtums und den Schicksalsschlägen, die die Volksgruppe erlitt. Die Publikation ist keineswegs politisch gemeint, aber die in den letzten Kapiteln beschriebenen Probleme sind auch heute aktuell.
Obwohl es erst vor Kurzem erschienen ist, gehört Seewanns Werk bereits zur Standardliteratur zum Ungarndeutschtum. Derjenigen, die sich mit der Geschichte dieser Nationalität beschäftigen, ist es nicht umzugehen. Die ungarische Übersetzung (Übersetzter: Zsolt Vitári) erschien 2015 bei der „Argumentum Kiadó” Verlag.
Gerhard Seewann: Geschichte der Deutschen in Ungarn
Band 1: Vom Frühmittelalter bis 1860
Band 2: 1860 bis 2006
Marburg : Herder-Institut, 2012
(Studien zur Ostmitteleuropaforschung ; 24/1)
540+644 S. : ill.
Sprache: Deutsch