Diese Woche stellen wir unseren Lesern einen Studienband vor, der durch seine eingehenden Analysen und vielfältigen Ansätze ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen der Donau-Karpaten-Region in der Vergangenheit und Gegenwart vermittelt.
Diese Publikation ist eine höchst interessante und lesenswerte historische Analyse der politischen, kulturellen und sozialen Visionen der Donau-Karpaten-Region nach dem Ersten Weltkrieg. Geprägt von sprachlicher, ethnischer und religiöser Vielfalt, entwickelten die verschiedenen politischen, kulturellen und kirchlichen Akteure der Donau-Karpaten-Region eine Reihe von Visionen für eine Nachkriegsordnung. Die Herausgeber – Angela Ilić, Florian Kührer-Wielach, Irena Samide und Tanja Žigon – erforschen die vielfältige Geschichte und die Zukunftsvisionen der Region, mit besonderem Augenmerk auf die Alternativen, die sich in der Nachkriegsneuordnung herausbildeten.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs brachte der Zusammenbruch des Habsburgerreiches nicht nur politische und geografische Veränderungen mit sich, sondern auch ein intellektuelles und kulturelles Umdenken unter den führenden Denkern, Politikern, Künstlern und Geistlichen der Region. Dieser Band untersucht diesen Prozess anhand von drei Hauptthemen: politische Visionen, Presse und Literatur sowie die Rolle der Kirchen bei der Gestaltung der Zukunft.
In ihrer Analyse der politischen Visionen untersuchen die Autoren, wie verschiedene ethnische und soziale Gruppen in der Region versucht haben, sich den neuen Machtstrukturen anzupassen. Einige plädierten für eine Art Bewahrung des alten imperialen Rahmens, während andere die nationalstaatliche Unabhängigkeit als einzig gehbare Option ansahen. Die Kapitel über die Rolle von Literatur und Presse zeigen, wie zeitgenössische Journalisten, Schriftsteller und Denker auf die Veränderungen reagierten und versuchten, die Möglichkeiten für die Zukunft zu verstehen. Die kirchlichen Organisationen spielten in diesem Prozess eine Schlüsselrolle und beeinflussten die neue Ordnung sowohl aus religiöser als auch aus moralischer Sicht.
Wir empfehlen diesen zum Nachdenken anregenden Studienband all jenen, die sich für das Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft, für die Geschichte politischer Ideen und für die Erforschung alternativer historischer Möglichkeiten zu Beginn des letzten Jahrhunderts interessieren. Für sie bietet dieses Buch eine neue Perspektive auf die historischen Transformationen in Mitteleuropa.
Blick ins Ungewisse. Visionen und Utopien im Donau-Karpaten-Raum 1917 und danach
Hgg.: Angela Ilić, Florian Kührer-Wielach, Irena Samide, Tanja Žigon
Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 2019
304 Seiten
Sprache: Deutsch
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