In dieser Woche stellen wir den Lesern der Ungarndeutschen Bibliothek ein Buch vor, das einer ungewöhnlichen Lehrerin gedenkt. Dieser Band bietet einen Einblick in das Vermächtnis von Anna Tüskés-Szemes, einer Mittelschullehrerin für Ungarisch, durch ihre Schriften und Erinnerungen.
Anna Szemes wurde am 11. August 1930 in Großkanischa geboren. Sie besuchte zunächst das Mädchengymnasium Notre Dame, machte dann aber ihren Abschluss am Piaristengymnasium, wo sie ihren späteren Ehemann, Tibor Tüskés, den künftigen Schriftsteller, Kritiker, Literaturhistoriker und Herausgeber, kennenlernte. Sie schloss 1952 ihr Studium als Lehrerin für Geschichte sowie ungarische Sprache und Literatur an der Eötvös-Loránd-Universität ab, und ließ sich anschließend in Fünfkirchen nieder. Ein Jahr später heiratete sie und gründete eine Familie. Vom 1. September 1956 bis zum 31. Juli 1984 war sie Lehrerin für ungarische Sprache und Literatur am Klara-Leőwey-Gymnasium in Fünfkirchen und Leiterin des Literaturzirkels. Von 1984 bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1988 arbeitete sie als pädagogische Assistentin am Pädagogischen Institut des Komitats Branau, später als leitende pädagogische Beraterin des Instituts. 1986 wurde sie vom Kultusminister Béla Köpeczi mit der Medaille für „Hervorragende Arbeit” ausgezeichnet. Während ihres Ruhestands unterrichtete sie weiterhin aktiv Ungarisch, z. B. für ausländische Medizinstudenten bzw. angehende Priester und Studenten der Religionslehre an der Theologischen Hochschule in Fünfkirchen in ungarischer Sprache und Rede. Sie hatte auch eine große Anzahl von Privatschülern, die sie in den 1990er Jahren auf das Abitur und die Aufnahmeprüfungen an den Universitäten vorbereitete. Sie hielt den Kontakt zu vielen ihrer ehemaligen Schüler aufrecht, nahm regelmäßig an Absolvententreffen teil und verfolgte stets die Änderungen bei den Prüfungsfragen für das Abitur. Sie starb 2020, kurz nach ihrem 90. Geburtstag, in Fünfkirchen.
Das hier empfohlene Buch wurde von ihrem Sohn Gábor Tüskés und seiner Tochter Anna Tüskés, beide Literaturhistoriker, aus Dokumenten, Korrespondenzen, pädagogisch-methodischen Materialien, Reden und Zeitungsartikeln zusammengestellt, die während ihrer beruflichen Laufbahn, die etwa fünf Jahrzehnte umfasste, aufbewahrt und gesammelt wurden. Unter den Korrespondenzen ist vor allem diejenige mit Valeria Koch hervorzuheben, die etwa dreißig Jahre andauerte und durch den Tod der Dichterin unterbrochen wurde. Neben den oben genannten Quellen enthält der Band auch Auszüge aus Interviews mit Schülern der Klasse IV.A, die 1974 im Klara-Leőwey-Gymnasium das Abitur ablegten, sowie ihr gewidmete Schriften, Gedichte, Autobiografien und Memoiren.
Wir empfehlen dieses Buch allen, die sich für Literatur interessieren, und allen Pädagogen, die sich inspirieren lassen wollen, denn Anna Tüskés-Szemes hat ein ganzes Leben damit verbracht, die Informationen in diesem Buch zu sammeln, die nicht nur ihre eigene pädagogische Arbeit, sondern auch die ihrer Kollegen und der nachkommenden Lehrergenerationen unterstützen sollen.
Tüskés Anna – Tüskés Gábor (szerk.) : „Drága Tanárnő!” Irodalom- és művelődéstörténeti források Tüskés Tiborné hagyatékából (1949-1997). Emlékezések (2019, 2021) („Liebe Lehrerin!” Literatur- und kulturhistorische Quellen aus dem Nachlass von Anna Tüskés (1949-1997). Memoiren (2019, 2021)
Budapest : Riciti, 2021
469 Seiten
Sprache: Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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