Pichler Anita: Svábok. Honnan indultunk?

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Die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn war eines der größten Unternehmen in der europäischen Geschichte im 18. Jahrhundert. Historiker schätzen die Zahl der angesiedelten Menschen um die 400.000. Diese beachtliche Anzahl von deutschen Kolonisten trug zur raschen Entwicklung und zur Verdoppelung der Bevölkerung des Landes nach den Türkenkriegen und Freiheitskämpfen von Thököly und Rákóczi bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wesentlich bei. Doch warum, woher, wann, wie und wohin kamen diese Menschen genau an? Wie wurde aus dem Ankunftsort eine neue Heimat, die sie so schnell aufblühen ließen? Zum Glück gibt es heute zahlreiche historische Fachbücher sowie Familienbücher, die uns mit entsprechenden Daten und Fakten die Zusammenhänge enthüllen. Erfreulicherweise erschienen in der letzten Zeit aber auch Romane, die die Epoche der Ansiedlung mit literarischen Mitteln darstellen.

 

 

 

 

Das hier empfohlene, von der Laienautorin Anita Pichler verfasste Werk zählt auch zu den letzteren, wobei es betont werden muss, dass es hier im engsten Sinne keine hochliterarische Belletristik oder genaue, vertraute Daten und Fakten beinhaltender historischer Roman zu erwarten ist. Im Buch geht es um die Ansiedlung der deutschen Kolonisten in Petschwar/Pécsvárad und die zum Abtei gehörenden Dörfer in der Branau. Das Werk besteht aus 86 kürzeren Kapiteln mit mehreren, parallel laufenden Erzählsträngen. Die Handlung folgt sich in chronologischer Reihenfolge, da es aber darin räumlich ziemlich große Sprünge gibt, ähnelt sie einem Film, in dem sich die Szenen sehr rasch ändern und sehr unterschiedlich sind.

Am Anfang des Romans lernen wir die schlechten Umstände der deutschen Bauern in einer Gegend nahe zu Lothringen kennen. Hier herrscht ein bösartiger Graf, der mit seinem Sohn die Vollmacht über alle seiner Untertanen missbraucht. Eine der Hauptfiguren ist Thomas, der verwaiste Zimmererlehrling, der nach einem Konflikt mit dem Sohn des Grafen sich verstecken und aus der Gegend fliehen muss. Wir lernen dann verschiedene Kolonistenfamilien kennen, die in den Ulmer Schachteln auf dem Weg nach Ungarn sind, schließlich in Baje/Baja aussteigen und mit anderen deutschen Kolonisten nicht nur Petschwar, sondern auch die Dörfer Neuglasshütte/Kisújbánya oder Metschge/Erdősmecske besiedeln. Die damalige Härte des Lebens, Schicksalsschläge wie Pestepidemien, der frühe Verlust von Gattinnen oder die Belästigung und Vergewaltigung von Frauen sowie das Handeln einer Räuberbande in der alten Heimat wird auch im Roman geschildert. Im Werk lernen wir nicht nur den Kummer und das Leid, sondern auch die Hoffnungen, Freude und Willenskraft der einzelnen Protagonisten kennen. Es geht nicht nur um Bauern, sondern auch um Männer, deren Fachwissen als Handwerker bei den kirchlichen Bauten erfragt ist, oder die die Geheimnisse der Glasherstellung in den Glashütten erlernen. Der Fleiß und Arbeitsamkeit der deutschen Frauen bzw. der zu jener Epoche außergewöhnliche Wille zum Lernen tauchen in der Geschichte auch auf.

Wir empfehlen dieses Buch allen, die über eine der wichtigsten geschichtlichen Epochen der Schwaben in der Schwäbischen Türkei in einer besonderen Form lesen möchten.

Pichler Anita: Svábok. Honnan indultunk?
(Schwaben. Woher kamen wir?)
Budapest : Könyv Guru, 2020.
160.S.
Sprache: Ungarisch

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