Adam Sagers Gebetbuch

Umschlag des Buches

Religion und Kirche waren immer ein wichtiger Bestandteil der ungarndeutschen Identität. Hierfür stehen die vielen sakralen Gedenkstätten, Kalvarienberge, die von ungarndeutschen Dorfgemeinschaften erbauten prachtvollen und monumentalen Kirchen, die entwickelte Friedhofskultur sowie die zahlreichen religiösen Volksbräuche im Kirchenjahr wie das Christkindlspiel, der Emmausgang oder die Blumenweihe zu Mariä Himmelfahrt. Viele dieser Traditionen wurden weitergegeben und werden auch heute weiter gelebt. Des Weiteren sind auch Stücke des erbauten ungarndeutschen Kulturerbes gerettet worden. Handschriftliche religiöse Quellen aus der Ansiedlungszeit wie das Originelle des hier vorgestellten Gebetbuches aus 1803 sind eher selten erhalten geblieben. Das hier vorgestellte, 1999 von der Kulturstiftung Biatorbágy herausgegebene und von Peter Pius Varga redigierte Werk beinhaltet aber nicht nur die gut erhaltene originale Handschrift von Adam Sager.

 

 

 

 

 

Das Buch gliedert sich in zwei größere Einheiten. Im ersten Teil finden wir drei Beiträge. In dem vom Verfasser geschriebenen ersten geht es um die Geschichte des Gebetbuches. Hier wird anhand eingehender Analysen auf Ähnlichkeiten und Zusammenhänge mit anderen zeitgenössischen und auch später, am Ende des 19. Jahrhunderts, herausgegebenen Werken hingewiesen. Über Adam Sager weiß man nicht viel, nur dass er in Németegyháza – in der Nähe von Witschke/Bicske – als Schulmeister tätig war und 1786 eine junge Witwe aus Turwall/Torbágy heiratete. Am 12. Juli 1811 verstarb er im Alter von 70 Jahren in Németegyháza. Des Weiteren vermutet Varga bezüglich der Texte und deren Ausschmückung ein früh entwickeltes Hungarus-Bewusstsein und die Ungarnliebe des deutschstämmigen Autors. Der Text besteht aus verschiedenen Messgebeten und Litaneien, die teils apokryphe und volkstümliche Charaktere haben. Das aus deutschem Sprachgebiet stammende Gebet an die Vierzehn Nothelfer wird in der Abhandlung von Anikó Bircsák unter die Lupe genommen. Linguisten können sich demzufolge auf den Beitrag von Eva Márkus freuen, in dem sie eine detaillierte dialektlogische und sprachgeschichtliche Textanalyse finden. Die Gebete findet man im zweiten, längeren Teil des Buches, wo sich der Originaltext immer auf der jeweiligen rechten und die deutsche originalgetreue Transkription mit der textgetreuen ungarischen Übersetzung auf der linken Seite befindet, womit die Gebete nicht nur der Forschung, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Dieses Werk ist allen empfehlenswert, die sich für handschriftliche religiöse Texte aus der Ansiedlungszeit der Ungarndeutschen interessieren, die neben ihrem Nachdruck auch transkribiert, ins Ungarische übersetzt und analysiert wurden.

Peter Pius Varga (Red.): Adam Sagers Gebetbuch
Biatorbágy: Kulturstiftung Biatorbágy, 1999
196.S., Ill.
Sprache: Deutsch und Ungarisch

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