Márta Fata: Rudolf Hartmann – Das Auge des Volkskundlers

Umschlag des Buches

Wer sich mit der Identität und Kultur der Ungarndeutschen befassen und dem „Ursprünglichen und Originellen” nachgehen möchte, soll sich auch mit den wissenschaftlichen Forschungen eingehend beschäftigen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis fast zur Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgten. Vor 1945 hat sich in der Lebensform, Sprach- und Sachkultur sowie in den Traditionen, Bräuchen und der Identität der Ungarndeutschen in ihren Dorfgemeinschaften trotz gewisser technischer und politischer Änderungen bzw. infrastruktureller Entwicklung im Land jahrhundertelang nicht vieles geändert. So waren – und sind bis heute – die ungarndeutschen Dörfer wahre Fundgruben für Ethnografen und Sprachwissenschaftler.

 

 

 

 

 

Die Wichtigkeit der Erforschung der ungarndeutschen Sprachinseln wurde früh erkannt. Die Forschungen gehen auf die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts zurück, zudem wurden weitere weitgehende und wichtige während der Zwischenkriegszeit – neben einigen ungarischen Wissenschaftlern – in Zusammenarbeit teils deutschstämmiger Germanisten und Studenten unter der Führung und Unterstützung von Jakob Bleyer durchgeführt. Diese Tätigkeit erfolgte mit einer wesentlichen finanziellen und persönlichen Unterstützung von Institutionen und Wissenschaftlern aus dem deutschen Sprachgebiet.

In diesem von Historikerin Dr. Márta Fata redigierten und dem Institut für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen 1999 herausgegebenen Buch geht es um die Tätigkeit des Ethnografen Rudolf Hartmann. Das Werk ist zugleich ein Ausstellungskatalog. So finden wir in der ersten Hälfte drei längere Kapitel und eine Dokumentation zu seinen Schriften und Fotografien. In der zweiten kann man eine Auswahl von Hartmanns Fotografien bewundern, die zugleich das Ausstellungsmaterial 1999 im Ethnografischen Museum in Budapest gebildet haben. In den ersten zwei Kapiteln kann man über die Geschichte der Ungarndeutschen, die volkskundlichen Forschungen über die Volksgruppe sowie über die politisch-ideologischen Wandlungen der Epoche zwischen 1918 und 1945 lesen. Im dritten geht es um die vielseitige Tätigkeit von dem 1902 in Leipzig geborenen Rudolf Hartmann. Er kam ursprünglich als Student 1925 während einer Studienreise nach Ungarn und besuchte schon damals ungarndeutsche Dörfer in der Tolnau und Branau. 1928 findet man ihn als ersten deutschen Lektor der Szegediner Universität angestellt, wo er die Tätigkeit von Professor Dr. Heinrich Schmidt und seine ungarndeutschen Forschungen unterstützte. 1934 arbeitete er als DAAD-Lektor in Debrezin und 1938 an der Technischen Universität in Budapest. Von 1928 bis zu seiner Einberufung in die Wehrmacht 1943 hat er das Land durchwandert und insgesamt mehr als 10.000 Fotografien erstellt. Im abschließenden Teil des Buches kann man anhand der kleinen Auswahl von 63 Aufnahmen beobachten, wie breit seine Themenpalette war, er hinterließ uns wahre Schätze.

Das Buch empfehlen wir allen, die sich für die ethnologische Erforschung der Ungarndeutschen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges und die fotodokumentarische Tätigkeit des Ethnologen Rudolf Hartmann interessieren.

Márta Fata: Rudolf Hartmann – Das Auge des Volkskundlers. Fotowanderfahrten in Ungarn im Spannungsfeld von Sprachinselforschung und Interethnik (Anlässlich der Ausstellung im Ethnografischen Museum in Budapest [27. Januar bis 28. Februar 1999])
Tübingen : Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, 1999.
128.S., Ill.
Sprache: Deutsch

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