Die Werke eines Dichters sind besser zu verstehen, wenn wir auch wissen, aus welchem Anlass sie geschrieben wurden. Ihre Analyse fällt uns noch leichter, wenn wir auch das ganze Lebenswerk ihres Dichters kennen. Am besten ist es aber, wenn die Interpretationen und Selbstreflexionen direkt vom Dichter kommen, was aber eher eine Seltenheit ist.
Dieses Buch ist zwar nicht direkt vom begabten ungarndeutschen Dichter und Kulturpolitiker Claus Klotz geschrieben worden, wir kommen jedoch seiner Persönlichkeit und seinem dichterischen Schaffen sehr nahe. Dazu verhilft uns seine jüngere Schwester Maria Klotz, die ihre Diplomarbeit 1996 an der Philosophischen Fakultät – Lehrstuhl für germanistische Sprachwissenschaften – der Janus-Pannonius Universität (heute: Universität zu Fünfkirchen) über das Lebenswerk ihres Bruders schrieb. 2010, zwanzig Jahre nach seinem Tod, ließ sie diese Arbeit auch in Buchform herausgeben.
Das Buch gliedert sich in zwei größere Teile. Im ersten wird das Lebenswerk von Klotz geschildert. Die Ahnen und seine Familie werden ebenfalls vorgestellt. Das Leben und Schaffen wird von seiner Geburt im Jahre 1947 in Sankt Iwan bei Ofen bis zu seinem tragischen Tode mit 43 Jahren in Berlin detailliert behandelt und auch mit Familienfotos illustriert.
Wir lernen hier den tatkräftigen aktiven Streiter für das Ungarndeutschtum kennen. Er war 1973-1983 Sekretär des Demokratischen Verbandes der Deutschen in Ungarn, und setzte sich für dessen Erneuerung ein. Er wollte Generalsekretär werden, da er aber dazu nicht gewählt wurde, konnte er nicht alle seine Ideen verwirklichen. Seine kulturpolitische Karriere endete mit seinem Tode im Jahre 1990, damals war er stellvertretender Direktor im Haus der Ungarischen Kultur in Ostberlin. Aus diesem Teil, der mit den von seinen Töchtern geschriebenen Nekrologen endet, lernen wir ihn auch als Familienvater kennen. Der Dichter und sein literarisches Schaffen wurden im zweiten Teil behandelt.
Maria, seine zehn Jahre jüngere Schwester, publiziert auch selber Gedichte und Prosatexte, die unter anderem in der Neuen Zeitung veröffentlicht wurden, so sind ihr auch ungarndeutsche Themen nicht fern. Sie stellt uns hier neben dem Dichter auch den Vertreter der ungarndeutschen Literatur vor. Klotz hat nicht mal ein Dutzend Gedichte geschrieben. Man kann aber ohne Übertreibung behaupten, dass alle Meisterstücke sind, in denen er im Zusammenhang mit dem Ungarndeutschtum sowohl der idealisierten Vergangenheit als auch dem unbegründeten Zukunftsoptimismus keinen Spielraum ließ, und auch über die Umstände der Wendezeit in Ungarn eine scharfe Kritik ausübte. In diesem Teil des Buches gibt es elf Gedichtanalysen, die mit der Interpretation des Prosastücks Das Zweiglein brach ab abgeschlossen werden. Im Anhang des Buches befinden sich die Texte der analysierten Werke und veröffentlichte Nekrologe.
Das Buch empfehlen wir Allen, die das Lebenswerk von Claus Klotz aus der Feder einer ihm nahegestandenen Familienangehörigen kennenlernen möchten, der auch die ungarndeutsche Literatur nicht unbekannt ist.
Maria Klotz: Claus Klotz und seine Dichtung
Pilisszentiván : Selbstverlag, 2010.
83. S., Ill.
Sprache: Deutsch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich.
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