In Berzel ist letztes Jahr eine vor Allem für Musikliebhaber kostbare ungarndeutsche Liedersammlung – Das Liedlein ist gesungen – mit mehr als 30 Liedern erschienen. Es ist im Buch vermerkt, dass für die Zukunft noch weitere Ausgaben dieser Liederbuchreihe geplant sind, denn es wurden während der Sammelarbeit mehr als 100 Lieder gesammelt und dieser Band enthält nur einen Teil der aufgezeichneten Lieder. Wie in den meisten ungarndeutschen Siedlungen, wurde vor dem zweiten Weltkrieg auch in Berzel ein reges Musikleben geführt, das auch noch auf das Leben in den 1950er und 60er Jahren auswirkte. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert waren noch das Singen und Tanzen einer der wichtigsten alltäglichen Entspannungsmöglichkeiten der Ungarndeutschen. Dazu noch dienten die Kapellen bis zur Verbreitung der Radio- und Fernsehgeräte als die einzige „Musiksender”. Somit ertönten diese nicht nur während der Hochzeiten oder Feierlichkeiten, sondern waren auch unentbehrliche Bestandteile des ungarndeutschen Alltags.
Dieses, von József Kaposi 2016 zusammengestellte Arbeit nimmt die mehr als hundertjährige Geschichte der Berzeler Blaskapellen als Hauptthema. Während seiner Recherche haben ihn zwei alte Musiker, Lénárd Plutzer und István Sipos mit ihren Erinnerungen und verschiedenen Dokumenten geholfen. Darunter gab es unter anderem auch Anekdoten die vom Plutzers Vater, Lénárd Plutzer senior aus der Zwischenkriegszeit stammen, denn er war auch ein Musiker im Dorf.
Das Büchlein besteht aus knapp einhundert Seiten. Wenn man es durchblättert, hat man jedoch keinen „Mangelgefühl”, da es man schon auf den ersten Blick sieht, dass es mit Anspruch an Vollständigkeit zusammengestellt wurde. Neben der Einleitung enthalten die ersten 17 Seiten eine Kurzfassung von der Geschichte der Ungarndeutschen im Allgemeinen und über deren Vergangenheit in Berzel. Danach wird der Leser auf das Hauptthema des Buches durch die kurz erfasste – aber sehr interessante – Entstehungsgeschichte der Blasmusik, die Eigentümlichkeiten und Entstehung der ungarndeutschen Blasmusik sowie die Vorstellung ihrer Musikinstrumente überführt. Die Darstellung der Hauptthema ist nicht weniger interessant. Auf gut 58 Seiten, ergänzt mit lustigen Anekdoten, illustriert mit Archivbildern und zeitgenössischen Noten lernen wir die Geschichte und das Wirken der örtlichen Blaskapellen von der 1900er Jahren bis zur Gegenwart kennen. Die Sprache ist einfach, der Erzählstil durchgehend innig, vor Allem als über die Gegenwart noch eingehender bezüglich der von József Kaposi geleiteten Freude Kapelle erzählt wird. Auf den letzten Seiten werden der von der Landesrat der ungarndeutschen Chöre und Kapellen ausgezeichneten Berzeler Musiker gedenkt. Im anschließenden Nekrolog wird dem Leser der 2015 verstorbene Musiker Lénárd Plutzer vorgestellt, der das Musikleben von Berzel Jahrzehntelang bestimmte und mit seinem Wirken zur ungarndeutschen Musikkultur wesentlich beigetragen hatte. Das Buch endet mit Farbfotos von handgeschriebenen Noten und mit einer mehr als 100 Namen aufzählende Liste der örtlichen Musiker. Damit, aber eigentlich mit dem ganzen Buch wird sowohl der Vergangenheit, wie auch der Gegenwart ein würdiges Denkmal gestellt.
Das Buch empfehlen wir Allen, die für das musikalische Leben von Berzel interessieren und über die Vergangenheit und Gegenwart der ungarndeutschen Blaskapellen lesen möchten.
Kaposi József (Zgst.): Fúvószenekarok Ceglédbercelen
(Blaskapellen in Berzel)
Ceglédbercel : Ceglédberceli Német Nemzetiségi Kultúregyesület, 2016.
100. S., Ill.
Sprache: Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich.
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