Maria Erb, Maria Wolfart (Hg.): In memoriam Valeria Koch, die es hätte geben können

Umschlag des Buches

Als Dichterin können wir Valeria Koch am bündigsten mit den Worten des Germanisten János Szabó definieren: „Valeria Koch ist der Fixstern am ungarndeutschen Literaturhimmel”. Die Dichterin ist leider sehr früh, in ihrem 49. Lebensjahr, im Jahre 1998 in Budapest gestorben. Zur Welt ist sie 1949 in Surgetin gekommen, 2019 wäre sie also 70 gewesen. Aus diesem Anlass hat man ihr ein Gedenkjahr gewidmet, das mit der Fortsetzung des noch 2018 gestarteten, schließlich auf den Namen Koch-Tour getauften Ausstellungsprojekts mit erster Station im Haus der Ungarndeutschen zum 20. Todestag auch 2019 weiterlief, mit der Theateraufführung der Deutschen Bühne Ungarn Valerias verdichtete Welten ergänzt, und letztlich mit der Ausgabe dieses Gedenkbuches gekrönt wurde.

 

 

 

Man wusste bislang vieles über die Dichterin, dank aber der oben erwähnten Projekte und dieses Buches wurde dem breiteren Publikum aber auch der Privatmensch näher gebracht. Die Herausgeberinnen Dr. Maria Erb und Maria Wolfart waren zugleich Freundinnen der Dichterin. Neben dem Zusammenstellen des Buches verfassten sie auch mehrere Kapitel, womit auch eine intime Atmosphäre geschaffen wurde. Valeria Koch wird nämlich öfters einfach als „Vali“ oder „Valcsi” erwähnt. Beim Lesen dieser Stellen bekommt man das Gefühl, bei einem sinnlichen Gespräch über Valeria Koch zu sitzen.

Die Ungarndeutsche Bibliothek war teilweise die Geburtsstelle des Werkes, da ein Teil des Nachlasses hier verarbeitet wurde. So wurde das Buch mit bislang noch unveröffentlichten Werken, Notizen, Bemerkungen, mit der Hand und mit der Schreibmaschine geschriebenen Briefen und Zeichnungen von Koch illustriert. Privatfotos, u. a. von verschiedenen Reisen oder ihren Wohnstätten, bringen dem Leser ihre Person näher. Sie enthüllen auch viele Geheimnisse, wie zum Beispiel das der roten Lippen auf dem Titelblatt.

Wir kommen aber nicht nur der Dichterin näher. Im Kapitel Koch übersetzt, Koch – übersetzt erfährt man, dass Valeria Koch sich schon früh – bereits als sie die vierte Klasse des Gymnasiums besucht hat – getraut hat, als erstes in ihrem Leben das Gedicht Der Panther von Rainer Maria Rilke zu übersetzen. Vielleicht ist den meisten Leser schon bekannt, dass Koch ihre eigenen Gedichte nie übersetzte. Man sagt, dass Ausnahmen bestätigen die Regel. In diesem Kapitel werden diese enthüllt.
Koch interessierte sich nicht nur für die Werke, sondern auch für die Person, die diese erschaffen hatten. Unter Anderem hat sie auch János Pilinszky Briefe geschrieben, mit Ernst Jandl hat sie sogar Korrespondenz geführt, die sich auch anhand der Unterlagen im Buch beweisen lassen.

In diesem sehr anspruchsvoll zusammengestellten Gedenkbuch befindet sich natürlich noch vieles mehr. Dem Leser wird durch die von Johann Schuth geschriebenen Kapitel die Journalistin bei der Neuen Zeitung, und später freischaffende Autorin und Dichterin vorgestellt. Maria Wolfart schreibt über die Kindheit, den schulischen Werdegang und das Studium, aber auch über die Arbeitsreisen ihrer Freundin. Dank des Kapitels Erinnerungen wird die Dichterin anhand von zwanzig Erinnerungsschriften von verschiedenen Seiten vorgestellt: Beispielsweise stellt uns Bernadette Kratofil-Zugfil „die Tante” oder Erika Radnai „die Dozentin” vor.

Durch dieses Buch wird nicht nur das Lebenswerk, sondern auch der Mensch vorgestellt. Wir empfehlen es Allen, die die Werke von Valeria Koch besser verstehen möchten oder in den Strahlen des „Fixsterns am ungarndeutschen Literaturhimmel” ein Bad nehmen möchten.

Maria Erb, Maria Wolfart (Hg.): In memoriam Valeria Koch, die es hätte geben können
Budapest: Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler (Reihe Literatur Band 17.), 2019.
253 S., Ill.
Sprache: Deutsch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu