Im Leben der Ungarndeutschen spielte die Religiosität immer eine identitätsstärkende und grundlegende Rolle. Die Tradition der Wallfahrten zu verschiedenen Gnadenorten stammt aus dem Mittelalter. Die Verehrung der Muttergottes war nicht nur bei den ungarischen Katholiken, sondern auch bei den Ungarndeutschen sehr verbreitet. Pilgerfahrten – z. B. nach Weschni, Kemend, Marjud oder sogar nach Mariazell in Österreich – sind im ungarndeutschen kirchlichen Leben auch heute wichtig.
In diesem 2019 herausgegebenen Buch geht es um den Gnadenort Maria Eichel, der sich am Rande der ungarndeutschen Siedlung Wudigeß befindet. Im 19. und 20. Jahrhundert erschienen schon zahlreiche Bücher und Studien über den Wallfahrtsort. Dieses Werk trägt dank der reichhaltigen Schenkung von familiengeschichtlichen Materialien der Familie Holl mit wertvollen geschichtlichen Ergänzungen zu den bisher herausgegebenen Büchern wesentlich bei.
Die Geschichte des Gnadenortes geht auf das Jahr 1731 zurück, als der Wudigeßer Schwabenjunge Johann Traub mehrere Erscheinungen an einem Eichenbaum hatte, woran er ein Marienbild heftete, das er beim Vorbeigehen immer begrüßte. Er wurde nach einem Jahr schwerkrank und erlebte eine wunderliche Genesung, als er beim Bild betete. Als Dank kaufte er ein Ölbild und brachte es zum Eichenbaum. Das Madonna-Bild zog immer mehr Pilger an und viele Menschen erlebten wunderliche Genesungen. Nach einer kirchlichen Untersuchung wurde Maria Eichel zum anerkannten Gnadenort erklärt, wo – kurz danach – 1738 schon eine hölzerne Kapelle, 1749 das Ordenshaus der Trinitarier und 1768 die erbaute Kirche stand. 1783 ließ Kaiser Joseph II. den Trinitarierorden auflösen und die Gnadenkirche schließen. Die schnell zu Ruinen gewordene Kirche und das Klostergebäude waren ab 1786 im Besitztum der Familie Holl und wurden erst 1917 von der katholischen Kirche zurückgekauft. Die Ruinen wurden 1938 den Serviten übergeben, die Messen hielten und immer mehr Pilger empfingen. Schließlich wurde die ehemalige Kirche und das Ordensgebäude zwischen 1947-1950 wieder aufgebaut. Obwohl die Serviten auch aufgelöst wurden, zählt Maria Eichel mit der Kirche auch heute zu den wichtigsten Wallfahrtsorten der Ungarndeutschen.
Das Besondere in diesem, mit Fotos reich illustrierten Buch ist, dass der Leser mit dessen Hilfe mehrere „geschichtliche Spaziergänge” in Zusammenhang mit Maria Eichel machen kann. Dazu ist es noch sehr erfreulich, dass zu den ungarischen Texten je eine deutsche Zusammenfassung zur Verfügung steht.
Das Buch empfehlen wir Allen, die eingehender über die Geschichte eines der wichtigsten ungarndeutschen Wallfahrtsorte lesen möchten.
Salamin András – Herein Mária (Red.): Makkos Mária – Maria Eichel
Budapest : Infotop Kft., 2019.
412 S., Ill.
Sprache: Ungarisch und Deutsch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich. Weitere Informationen: info@bibliothek.hu