Medien spielten und spielen in unserem Alltagsleben im Allgemeinen, aber auch bei der Repräsentation, Selbstbestimmung und Identitätsbewahrung der Minderheiten eine wichtige Rolle. Die Ungarndeutschen waren der Assimilierung zur Zeit des Sozialismus wie nie zuvor ausgesetzt. Die Gründe sind heute schon ziemlich gut bekannt. In der Zeit des Sozialismus ist jedoch – vor allem nach 1956 – eine gewisse Auflockerung der strengen Minderheitenpolitik gegenüber den Ungarndeutschen zu beobachten, was auch auf die Minderheitenmedien auswirkte, zumindest aus der Hinsicht, dass solche überhaupt existieren durften.
Wie ihre Existenz auf die deutsche Minderheit auswirkte, welchen Einfluss diese Medien überhaupt haben konnten und wie sie funktionieren durften, sind ganz andere Fragen.
Dr. Judit Klein arbeitete in den 90er Jahren beim deutschen Programm des Ungarischen Hörfunks, danach in der Minderheitenredaktion des Ungarischen Fernsehens. So ist es nicht überraschend, dass sie ihre Dissertation im Jahre 2015 an der Andrássy Universität über die ungarndeutschen Medien mit dem Titel Die Funktion und Geschichte der deutschsprachigen Minderheitenmedien in Ungarn im Sozialismus schrieb. Dieses Buch ist die Veröffentlichung ihrer Doktorarbeit und behandelt auch die erwähnte Problematik, nämlich dass es zur untersuchten Zeit zwar Minderheitenmedien existierten, diese aber nur beschränkt ihre ursprüngliche Mission ausüben konnten.
Im Buch finden wir unter anderem bestimmte Begriffserklärungen und eine allgemeine Beschreibung sowie die Geschichte der Minderheitenmedien. Die der deutschsprachigen Medien in Ungarn im 20. Jahrhundert bis 1945 wird auch in einem kurzen Kapitel behandelt.
Als Hauptthemen werden die in Ungarn fungierenden Printmedien und audiovisuellen Medien der deutschen Minderheit während des Sozialismus unter die Lupe genommen. Zu den ersteren gehören die zwischen 1954 und 1956 erschienene Zeitung Freies Leben und deren Nachfolger, das seit 1957 herausgegebene Wochenblatt der Ungarndeutschen, die Neue Zeitung. Zu den behandelten audiovisuellen Medien gehören das deutsche Programm des Ungarischen Rundfunks und das Magazinprogramm Unser Bildschirm des Ungarischen Fernsehens.
In der Dissertation geht es überwiegend um die untersuchten Epoche. Ob und warum einige Umstände in der heutigen Lage der Medien auch aktuell sind, erfährt man aber auch aus dieser wissenschaftlichen Arbeit.
Die Publikation lässt sich allen empfehlen, die ein sehr gut aufgebautes Fachbuch brauchen und eventuell auch die heutige Struktur und Funktionsweise der untersuchten Medien verstehen möchten.
Judit Klein: Die Funktion und Geschichte der deutschsprachigen Minderheitenmedien in Ungarn im Sozialismus
Dissertation, Andrássy Universität, Budapest, 2015.
Hamburg : Verlag Dr. Kovač, 2016.
265 S.
Sprache: Deutsch
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