Josef Franz Thiel: Fremd – zu Hause. Eine donauschwäbische Kindheit 1932-1947

Filipowa war ein donauschwäbisches Dorf in der Batschka, welches heute in Serbien liegt und Bački Gračac heißt. Der Autor des Buches ist 1932 geboren und berichtet über seine Kind- und Jugendzeit im Dorf, welches von starken Nationalitätenkonflikten betroffen war.

 

 

 

 

 

 

Einerseits erfahren wir über den Aufstieg der SS und ihre „freiwillige“ Rekrutierung unter den Donauschwaben. Andererseits lesen wir darüber, was die Batschkaer und Banater Deutschen unter Titos Jugoslawien und dessen Anti-Minderheitenpolitik kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu erleiden hatten.

Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung. Der Autor fährt 20 Jahre nach der Katastrophe der Internierungen mit seinen Eltern nach Filipowa zu Besuch. Zusammen besuchen sie ihr altes Haus und die früher vertraute Gegend. Von diesem Besuch gleitet der Autor mit seinen Gedanken in die Vergangenheit. Er erinnert sich an das „ruhige“ Leben vor der Machtergreifung Hitlers. Danach kamen deren unmittelbaren Auswirkungen im Dorf und die wohlbekannten Folgen: die Vertreibung und die Internierung. Er schildert seine Sicht aus der Perspektive eines Jugendlichen, der zu überleben versucht. Mit viel Engagement und Verstand gelingt ihm und seiner Familie schließlich die Flucht aus dem Konzentrationslager. Sie begehen – wie auch andere unzählige Schicksalsgenossen donauschwäbischer Herkunft – einen Fluchtweg über Ungarn Richtung Österreich.
Das Buch ist sehr spannend und lässt sich gut lesen. Es soll aber auch festgehalten werden, dass der Autor nicht alle seiner Landsleute als Opfer betrachtet, denn unter den Donauschwaben gab es auch welche, die als Täter fungierten und bei bestimmten Grausamkeiten aktiv mitwirkten.

Josef Franz Thiel betrachtet sein Buch nicht als ein wissenschaftliches Nachschlagewerk, es ist aber sehr ähnlich zusammengestellt. Die Seiten wurden mit Fußnoten versehen, auf den letzten Seiten finden wir eine ausgiebige Bibliografie, ein Glossar für bestimmte Ausdrücke und ein Orts- und Flussnamenverzeichnis. Ergänzt wurde das Buch mit Dialekt-Aufnahmen im CD-Format vorgetragen vom Autor und von Sylvia Schopf.

Wir empfehlen das Buch Allen, die über den Schicksal der Filipowaer Donauschwaben, mit den Augen eines Zeitzeugen lesen möchten.

Josef Franz Thiel: Fremd – zu Hause. Eine donauschwäbische Kindheit 1932-1947.
Mit einer CD: Probe der Sprache der Filipowaer,
Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag, 2012.
272 S.
Sprache: Deutsch

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