Szilágyi-Kósa Anikó: „Da muss man hingehn an den Edelmansis prune…”

Diese Woche empfehlen wir unseren Lesern ein Buch, das zum 300. Jahrestag der Ansiedlung von Deutschen in Werischtul im Komitat Wesprim erschienen ist.

Das Dorf Werischtul/Vöröstó liegt im Plattensee-Oberland, am Fuße des Bakony-Gebirges, in der Nähe von Großwaschon und Minschell. Der Name leitet sich von der roten Farbe des lehmhaltigen Bodens ab, ist aber in verschiedenen Formen in Urkunden aus der Zeit um 1100 zu finden. Nach der Vertreibung der Türken waren die Burgen Palota und Vázsonykő mit den dazugehörigen Dörfern wie Vöröstó im Besitz der Familie Zichy. Um die Bevölkerung zu ersetzen und die Landwirtschaft wiederherzustellen, wurden deutsche Siedler aus dem ganzen Land herbeigerufen, und 1723 siedelten die Zichys Franken aus Nordbaden an. Die neuen Bewohner, die mit der Hoffnung auf einen Neuanfang kamen, respektierten die Grenzen und heiligen Orte des mittelalterlichen Dorfes. Dank ihrer Beharrlichkeit und Bescheidenheit bewohnten sie das Dorf und schufen einen architektonischen Reichtum, der uns noch heute in Erstaunen versetzt. Kein würdigeres Werk könnte den Umschlag und das Innere dieses Buches schmücken, als die Zeichnungen, die Studenten und Dozenten der Technischen Universität Budapest während der Vermessung der Denkmäler von Werischtul im Jahre 2002 angefertigt haben. 

Das Buch enthält auch die Originalfassung des Siedlungsvertrags von Werischtul vom 3. April 1723 sowie dessen Abschrift und Erläuterung. Aus den erhaltenen Registern geht hervor, dass die Bevölkerung zur Zeit der Volkszählung von 1773 ausschließlich deutschsprachig und katholisch war. Die Siedlungsstruktur des Dorfes wurde von den im 18. Jahrhundert angekommenen Siedlern geprägt und ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Die volkstümliche Architektur des Dorfes, das aus einer einzigen Straße besteht, stellt den höchsten Entwicklungsgrad der ungarndeutschen Häuser dar. Die Deutschen zogen es vor, Häuser aus Stein und Ziegeln zu bauen, nicht nur aus Gründen der Zweckmäßigkeit, sondern auch um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, mit hellen, verglasten Räumen, die den Eindruck vermittelten, sich nicht in einem Bauernhaus zu befinden.

Neben den Merkmalen der Behausungen hat der Autor auch die Bräuche der Bewohner von Werischtul während des Kirchenjahres untersucht, wie sie die großen Wendepunkte in ihrem Leben feierten, welchen Dialekt sie sprachen bzw. die daraus resultierende Verwendung von Orts- und Eigennamen und die Häufigkeit verschiedener Vornamen.

Wir empfehlen diese Publikation all jenen, die sich auch für die kleinsten ungarndeutschen Gemeinden interessieren, um ihr Ansehen zu verbessern und ihnen dabei zu helfen, ihr Kulturerbe zu erhalten.

Szilágyi-Kósa Anikó: „Da muss man hingehn an den Edelmansis prune…”
Deutsche Siedler 300 Jahre in Vöröstó (A vöröstói németek 300 éve)(1723-2023)
Vöröstó: Deutsche Selbstverwaltung Vöröstó, 2023
164 Seiten
Sprache: Ungarisch, Vorwort auch auf Deutsch

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