Das Musizieren und das Singen waren für die Ungarndeutschen immer beliebte Tätigkeiten. Es gibt kaum eine ungarndeutsche Ortschaft, in der es nicht mindestens eine Kapelle existierte. Das Singen von Liedern durfte aus den Alltagen und Festtagen nicht fehlen. Dies trug viel dazu bei, dass sich zusammenhaltende, starke Gemeinschaften herausbilden konnten, die dann die ungarndeutsche Identität vor Ort stärkten und die Weitergabe der Traditionen sicherten. Dass in Tarian/Tarján auch im 21. Jahrhundert eine solche blühende Gemeinschaft existiert, stellte sich beispielsweise 2017 im Rahmen einer Zentrum-Veranstaltung, bei der Vorstellung des Bilderbuches In Tarian dahaam heraus. Das mit dem Titel Genuss kennt keine Grenzen herausgegebene Kochbuch 2020 lässt sich die Tatsache auch gut untermauern.
Anhand des hier empfohlenen, 2021 herausgegebenen Gesangbuches kann man ferner feststellen, dass die Ortschaft über einen reichen Volksliedschatz verfügt. Die Sammelarbeit der im Werk befindlichen Lieder begann im Jahre 1980, als der Tarianer Ungarndeutsche Chor von Franciska Godó-Stréhli, der damaligen Kulturdirektorin, und Josef Mikonya, dem bekannten ungarndeutschen Schriftsteller und Dorfchronisten, gegründet wurde. Das Ziel der Chormitglieder war auch, das Volksliedgut der Ahnen von 1737 bis zur heutigen Zeit zu dokumentieren. Bislang wurden etwa 200 Volkslieder gesammelt. Zum 40-jährigen Jubiläum des Chores ergab sich die Gelegenheit, dieses Buch zu erstellen und herausgeben zu lassen. Darin wurde eine Auswahl von mehr als 100 der gesammelten Lieder veröffentlicht. Die Texte sind in Hochdeutsch, zum Teil aber auch in der Tarianer Mundart niedergeschrieben. Um das Lesen der Mundarttexte zu erleichtern, wurden diese phonematisch transkribiert. Dank dieser Veröffentlichung wurde ein Stück Tarianer Vergangenheit verewigt und bewahrt. So können wir die Hoffnungen, Trauer, Freuden und Kummer der einstigen Einwohner kennenlernen. Die Lieder wurden nach sieben größeren Themen – Liebeslieder, Jagdlieder, Heimatlieder, Balladen, Soldatenlieder, Kirchenlieder und Friedhofslieder – eingegliedert.
Denjenigen, die sich im Liedgut der Ungarndeutschen im Allgemeinen auskennen, kann es gleich auffallen, dass der den Schorokscharern wohlbekannte Inselbaum auch den Tarianern nicht fremd war, oder in einem Lied eine dem Takser Korbflechter ganz ähnliche Figur als Jäger auftaucht. Als weitere Besonderheit wurde die Sammlung mit einer Fotoauswahl aus den vergangenen 40 Jahren des Chores und einer wertvollen CD-Beilage mit 26 vom Chor vorgetragenen Liedern ergänzt.
Dieses Buch empfehlen wir allen, die sich für etwas Originelles aus dem musikalischen Erbe einer zusammenhaltenden ungarndeutschen Dorfgemeinschaft interessieren.
Bereckiné Pilczinger Magdolna – Bokrosné Hau Kármen (Red.): Wenn i aus Tarian ausi kai. Tarjáni Német népdalok
Tarianer Volkslieder, die vom Liederkreis von Tarian gesammelt wurden. 40 éve működő Tarjáni Német Nemzetiségi Dalkör által összegyűjtött tarjáni német népdalok
[Tarján] : Tarján Községért Közalapítvány, 2021.
157. S. Ill. + Eine Auswahl der Lieder in einer CD-Beilage
Sprache: Hochdeutsch und Ungarisch, die Lieder in Hochdeutsch und teilweise in Tarianer Mundart
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu