An den Tagen zu Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November), die mittlerweile „zusammengewachsen” sind, gedenken wir unserer Ahnen, Verwandten, Bekannten und Freunden, die nicht mehr unter uns sind und besuchen die Gräber unserer Angehörigen auf den Friedhöfen. Zu dieser Zeit denkt man mehr über Leben und Tod nach, ob es überhaupt ein Schattenwelt existiert. Auch diejenigen, die nur selten in die Kirche gehen oder weniger religiös sind, denken vielleicht an diesen Tagen über diese großen Fragen mehr nach. Man muss erwähnen, dass früher, auch im Leben der Ungarndeutschen die Religiosität eine grundlegende Rolle spielte.
Im hier empfohlenen Werk geht es um in verschiedenen Zeiten und Orten und aus verschiedenen Gründen aufgestellte Kreuze in Altofen und Krottendorf. András Zumpf, der Autor des Buches, hat als Ingenieur und Fotograf vorgenommen alle außerhalb von Gebäuden stehenden Kreuze im III. Bezirk der Hauptstadt zu fotografieren und zu dokumentieren. So entstand dieses anspruchsvolle Album und wurde 2019 herausgegeben. Die Ausgabe gliedert sich in zwei größere Teile. Im ersten behandelt der Autor die Thematik des Kreuzes, des wichtigsten Symbols der Christen. Er schildert auch seine Forschungsarbeit und Konzeption, wie er die Kreuzen dokumentierte. Hier erfährt man, dass im untersuchten Gebiet drei Arten von Kreuzen zu unterscheiden waren: Kreuze ohne Christusfigur, Kruzifixe, also Kreuze, auf denen sich eine Christusfigur befindet, und sog. Blechchristusfiguren, die aus einem billigeren Metall, meistens aus Blech hergestellt worden sind und die Christusfigur auf die Blechplatte gemalt worden ist. Im zweiten größeren Teil des Buches sind die detaillierten Beschreibungen und anspruchsvollen Fotos der insgesamt 35 verschiedenen Kreuze zu finden. Der Autor hat während seiner Forschung den III. Bezirk in sieben geografisch gut abgrenzbare Gebiete aufgeteilt und die dokumentierten Kreuze im Buch auf Landkarten markiert. Das älteste, renovierte Kreuz stammt aus 1776, die neuesten aus dem 21. Jahrhundert. Bei allen Kreuzen finden wir die genaue Beschreibung des Materials und des Zustandes, die GPS-Koordinaten, sogar Informationen dazu, warum diese heute besucht werden. Die Gebiete von Altofen und Krottendorf wurden nach der Türkenherrschaft von Deutschen besiedelt. Bis zur Vertreibung machten die Angehörigen der deutschen Volksgruppe die Mehrheit der Bevölkerung aus. Die einstigen Bewohner wurden durch verschiedene Katastrophen wie die Pest, der Brand oder die Reblauskatastrophe heimgesucht. Die Überlebenden hatten zu Ehren und Dank Gottes oder als Andenken an die Verstorbenen Kreuze aufgestellt. So sind die älteren, die wieder aufgestellten oder rekonstruierten Kreuze auch Mementos der ungarndeutschen Vergangenheit. Der Leser wird durch dieses Werk nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zu einer wahren Entdeckungsreise angespornt.
Wir empfehlen dieses Buch allen, die gerne über die Geheimnisse der religiösen Vergangenheit und Gegenwart eines einst hauptsächlich von Ungarndeutschen geprägten Bezirks der Hauptstadt lesen möchten.
Zumpf András: Tekints fel a keresztre!
(Schaue auf den Kreuz hinauf!)
[Budapest] : Braunhaxler Egyesület, Szent Gellért kiadó és Nyomda, [2019].
173 S., Ill.
Sprache: Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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