Hannes Philipp / Andrea Ströbel (Hg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa

Umschlag des Buches

Da die Ungarndeutsche Bibliothek sowohl eine öffentliche, als auch eine Fachbibliothek ist, befinden sich in unserem Bestand auch viele Fachbücher, die die Forschungsarbeit im ungarndeutschen Bereich in breiten Kreisen vielen Lesern erleichtern. Im Dachgeschoss des Hauses der Ungarndeutschen sind Tagungsbände ebenfalls zu finden, die sich nicht nur mit wissenschaftlichen Themen, sondern auch mit unterschiedlichen Themenkreisen wie Kultur und Wirtschaft beschäftigen.

Diese Ausgabe ist der fünfte Band der Publikationsreihe Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa und beinhaltet Transkripte der Beiträge der zweiten Jahrestagung des Forschungszentrums Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (FZ DiMOS) der Universität Regensburg. Eine Besonderheit aus ungarndeutscher Perspektive ist, dass diese Konferenz 2015 in Budapest unter der Mitwirkung der Eötvös-Loránd-Universität und der Andrássy Universität Budapest verwirklicht wurde.

 

 

 

Im Vergleich zum vierten Band ist die Themenpalette der Beiträge bei dieser Ausgabe ähnlich breit, deren Anzahl ist aber noch größer. Wie auch der Titel darauf hindeutet, liegt der Schwerpunkt auf der Untersuchung der Lage der deutschen Sprache in der Region.

Mehrere von den 47 im Studienband vorhandenen Vorträge behandeln ungarndeutsche Themen. Zu denen zählt z. B. auch der Vortrag Lehnwortgeografie am Beispiel des Ungarndeutschen Sprachatlasses (UDSA). Lexikalische Kontaktphähomene und ihre Verbreitung in den deutschen Mundarten Südungarns von Dr. Maria Erb. Hier wurde der auch in unserer Bibliothek vorhandene Sprachatlas, dessen Entstehung, die Ergebnisse der Forschungsarbeit und entsprechende Zusammenhänge der Dialektologie dem Publikum vorgestellt. Eine Abhandlung mit ungarndeutschem Bezug brachte auch Csilla Schell, Mitarbeiterin am Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa in Freiburg. Sie untersuchte den von 1947 bis 1953 erfolgten Briefwechsel zwischen einer nach Westdeutschland vertriebenen ungarndeutschen Frau und dem Ethnografen Eugen Bonomi, indem sie den Sprachwechsel und die Sprachverwendung der Schwäbin unter die Lupe genommen hat. Dem Leser werden die Eigenschaften der deutschen Siedlungsnamen in Ungarn in der Studie von Dr. Anikó Szilágyi-Kósa sehr eingehend und interessant beschrieben. Das Gebiet der Literatur bleibt im Band auch nicht unberührt: Dr. Gábor Kerekes hat sich in seiner Abhandlung mit der Rolle des Dialekts in der ungarndeutschen Literatur befasst.

Die Sprache ist vielleicht der wichtigste identitätsbildende Faktor der Ungarndeutschen. Im Band gibt es mehrere Studien, die sich mit der Lage der deutschen Sprache in der Region und in Ungarn aus mehreren Aspekten untersuchen. So wird zum Beispiel die Problematik der Mehrsprachigkeit, die Stellung des Deutschen als Wissenschaftssprache in der Region, der deutschsprachige Fachunterricht sowie die Pädagogenausbildung für Kindergärten und Primarschulen der deutschen Nationalität an der ELTE vorgestellt.

Auch der Vortrag von Dr. Paul Binder aus dem Wirtschaftsbereich ist lesenswert. Er kommt aus Österreich, lebt aber seit Jahrzehnten in Ungarn und arbeitet als Personalberater. Er sucht für ungarische Tochterfirmen von internationalen Unternehmen ungarische Führungskräfte. Anhand seiner Erfahrungen erörtert er in seinem Vortrag, wie sich die Bedeutung der deutschen Sprache im Wirtschaftsleben Ungarns von der Wende bis heute veränderte.

Den Studienband empfehlen wir Allen, die ein umfangreiches Bild über die Lage der deutschen Sprache in der Region und in Ungarn anhand auf neuesten Forschungen basierender Beiträge kennenlernen möchten.

Hannes Philipp / Andrea Ströbel (Hg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
Geschichtliche Grundlagen und aktuelle Einbettung
Regensburg : Verlag Friedrich Pustet, 2017.
695. S.
Sprache: Deutsch

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