Die Geschichte eines Landes und unserer Volksgruppe kann auch so verstanden werden, dass sie eigentlich aus Einzelschicksalen besteht, die einerseits immer von einzelnen Personen, andererseits aber auch von den politischen Entscheidungen auf Landesebene bestimmt wird. Wenn man also die historischen Zusammenhänge, die Geschehnisse in einem Land, in einer Ortschaft oder in einer Familie eingreifender verstehen möchte, sollte man sich auch mit dem Schicksal des Einzelnen auseinandersetzen.
Mit dem Ausbruch des Frühlings beginnt jedes Jahr die Wiedergeburt und das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf. An diese Zeit knüpfen sich auch viele Feste wie Ostern, das als der Höhepunkt des Kirchenjahres gilt. Im Leben der Ungarndeutschen spielte Religiosität immer schon eine identitätsstärkende und wichtige Rolle. So verknüpfen sich mit dem kirchlichen Osterfestkreis auch viele ihrer Osterbräuche, die sogar die schwere Zeit nach der Vertreibung, als viele vorhin geschlossene ungarndeutsche Siedlungsgemeinschaften aufgelöst wurden, überstehen konnten und bis heute ausgeübt werden. Eine der bekanntesten ungarndeutschen Sitten dieser Art ist der Emmausgang in Bohl, der dort seit mehr als 150 Jahren ununterbrochen gefeiert wird. Der zählt seit 1996 nicht nur zum geistlich-kulturellen Kulturerbe des Komitates Branau (Baranya Megyei Értéktár), sondern wurde 2011 auf die Landesliste der „Hungarika” des Ungarischen Kulturerbes (Magyar Értéktár) aufgenommen.
Anhand historischer Ortsmonografien oder Heimatbücher kann der neugierige Leser über die Vergangenheit einer Siedlung, über deren früheren Bewohner, sogar über ihre Sitten, Bräuche und seinen Alltag, wie auch über die örtliche Gastronomie vieles erfahren.
Über die ungarndeutsche Kleinstadt Bohl, deren Name vor 1950 noch Deutschbohl gewesen ist, befinden sich in der Ungarndeutschen Bibliothek zwei Monografien (Geschichte der Grossgemeinde Német-Bóly und Bóly 1093-1993). Auch das im Jahre 2003 erschienene Fachbuch über die Ansiedlung der Herrschaft Bóly im 18. Jahrhundert mit dem Titel Deutsche Auswanderer in Ungarn ist bei uns vorhanden. Dank dieser drei Bücher kann man „den geschichtlichen Wissensdurst sehr gut stillen”. Zur Geschichte einer Siedlung gehören jedoch nicht nur allgemeine Angaben, denn die Vergangenheit wird von den Menschen geschrieben, die dort gelebt haben.