Das vorliegende Buch des anerkannten banaterdeutschen Organisten, Musikwissenschaftlers und Dirigenten Dr. Franz Metz stellt das Leben und Wirken des bedeutenden, heute jedoch weitgehend vergessenen Komponisten und Dirigenten Heinrich Weidt (1824–1901) vor. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Biografie, sondern auch um eine musikalisch-kulturelle Zeitreise durch die Städte Mittel- und Südosteuropas im 19. Jahrhundert – wie Temeswar, Olmütz, Troppau und Werschetz.
Heinrich Weidt war in mindestens 24 europäischen Städten als Schauspieler, Sänger, Dirigent, Chorleiter, Komponist und Musikpädagoge tätig, unter anderem in Mannheim, Amsterdam, Hamburg, Budapest, Berlin und Temeswar. Im Jahre 1871 war er Mitbegründer des Temeswarer Philharmonischen Vereins, einer der bedeutendsten kulturellen Institutionen der Region jener Zeit.
Das Buch beleuchtet ausführlich Weidts Einfluss auf das multinationale Musikleben Südosteuropas: Er trat häufig mit ungarischen, rumänischen, serbischen, tschechischen und slowenischen Chören auf und trug zum kulturellenZusammenleben in der Region bei. Sein musikalisches Erbe beschränkte sich nicht auf den deutschen Sprachraum, seine Werke erschienen auch in ungarischer, italienischer und englischer Sprache und erfreuten sich sogar in den USA großer Beliebtheit. Auch seine beiden Kinder wurden erfolgreiche Musiker: Seine Tochter Lucie Weidt wurde auf Empfehlung Gustav Mahlers an die Wiener Oper berufen und wurde eine international gefeierte Sopranistin, sein Sohn Karl Weidt wirkte als Chorleiter und Musikpädagoge.
Der Autor entdeckte 1981 das bis dahin unbekannte Archiv des Temeswarer Philharmonischen Vereins, dessen Materialien ein neues Licht auf Weidts Leben und kompositorisches Schaffen warfen. Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten im kommunistischen Rumänien sammelte Metz ab 1985 auch in Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowenien, Serbien und der Schweiz umfangreiches Quellenmaterial. Das Buch präsentiert somit bislang unveröffentlichte Dokumente, die eine neue Perspektive auf eine vielseitige, aber wenig bekannte Persönlichkeit der europäischen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts ermöglichen. Heinrich Weidts Wirken reichte über seine Zeit hinaus, seine Werke wurden von anderen Komponisten bearbeitet und blieben für nachfolgende Generationen eine Inspirationsquelle.
Dieses Buch richtet sich an alle, die sich für das musikalische Erbe Mittel- und Südosteuropas sowie für die Musikgeschichte der Banater Deutschen interessieren.
Franz Metz: Heinrich Weidt. Der Lebensweg eines deutschen Kapellmeisters im Europa des 19. Jahrhunderts
Verlag: Edition Musik Südost, München, 2015
Seitenzahl: 279 Seiten
Sprache: Deutsch
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