Der Banater Schwabe Dr. Franz Metz (geboren am 24. Dezember 1955 in Darowa, Rumänien) ist Organist, Musikwissenschaftler und Dirigent. Er forscht zur Musikgeschichte der entlang der Donau – insbesondere in Rumänien, Ungarn und dem ehemaligen Jugoslawien – lebenden Minderheiten. Sein Buch Josef Angster. Das Tagebuch eines Orgelbauers ist ein Werk von unschätzbarem Wert. Die Grundlage des Bandes bildet die handschriftlich, auf Ungarisch verfasste Autobiografie von Josef Angster, dem Gründer der weltberühmten Orgelbauwerkstatt in Fünfkirchen. Das Vorwort stammt von seinem Enkel, was dem Werk eine besonders authentische und persönliche Note verleiht und einen einfühlsamen Einblick in die Geschichte der Familie und der Werkstatt ermöglicht.
Josef Angster wurde 1834 im überwiegend von Deutschen und Kroaten bewohnten Dorf Katschfeld in der Batschka geboren. Die ersten Kapitel des Buches geben einen Einblick in seine Kindheit: Der Fokus liegt auf dem ländlichen Alltagsleben, der Familie, der Dorfgemeinschaft und den ersten Begegnungen mit dem Handwerk. Schon in jungen Jahren zeichnete er sich durch außergewöhnlichen Fleiß und Berufung aus: Zunächst wurde er Tischlerlehrling in Essegg/Osijek, anschließend begab er sich auf eine zehnjährige Wanderschaft durch Europa, auf der er bei den bedeutendsten Meistern lernte. In seinem Tagebuch beschreibt Angster, wie er seine schulische Ausbildung aus dem Dorf in Wien erweiterte, wie er seine Kenntnisse in Zeichnen und Geometrie vertiefte und später bei Meistern wie Titz, Uhlmann und dem weltberühmten Pariser Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll arbeitete.
Der Leser des ins Deutsche übersetzten Tagebuchs wird Zeuge, wie aus dem jungen Wanderschreiner allmählich einer der angesehensten Orgelbauer Europas wird. Nach seiner Rückkehr nach Fünfkirchen war sein erstes Werk eine Orgel für die dortige Synagoge – ein Instrument, das mit seinen technischen Erneuerungen und seinem Klang sofort große Anerkennung fand. Von da an entwickelte sich die Werkstatt rasant, und die Produkte der Fünfkirchener Fabrik wurden in der gesamten Monarchie und darüber hinaus bekannt.
Der besondere Wert des Tagebuchs liegt darin, dass es nicht nur Einblicke in die Kunst und Technik des Orgelbaus enthält, sondern auch familiäre Beziehungen und gesellschaftliche Veränderungen beleuchtet. Man lernt Angsters Söhne ebenfalls kennen, die in die Fußstapfen ihres Vaters traten und nach Studienaufenthalten im Ausland mit der Zeit die Leitung der Werkstatt übernahmen.
Franz Metz’ Buch ist weit mehr als nur die Veröffentlichung eines Tagebuches: Es ist ein würdiges Denkmal für einen außergewöhnlichen Menschen und eine einzigartige kunsthandwerkliche Tradition. Dieses Werk sei also allen empfohlen, die sich für Musikgeschichte interessieren.
Franz Metz (bearbeitet und herausgegeben): Josef Angster. Das Tagebuch eines Orgelbauers
München: Donauschwäbische Kulturstiftung, 2004
325 Seiten
Sprache: Deutsch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich.
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