Diese Woche empfehlen wir den Lesern der Ungarndeutschen Bibliothek einen Roman über die Geschichte einer deutschsprachigen Familie. Ab Mitte des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts können wir das außergewöhnliche Leben der Familie der Autorin Terézia Silingi verfolgen.
Sie war über 70, als sie angefangen hat, diesen Roman, der eigentlich ihr erster ist, zu schreiben. Die heute 85-jährige Teresa Silingi erzählt eine lange Geschichte, die fast 150 Jahre umfasst. Die Handlung ist komplex und doch einfach, sie beginnt 1847 und endet 1990. Dennoch ist die Geschichte, die auf realen Ereignissen und Personen beruht, für Leser aller Altersgruppen fast sofort fesselnd.
In dem in Kapitel unterteilten und mit Dokumenten und Fotografien aus der damaligen Zeit illustrierten Roman können wir die Geschichte der Familie Zimber aus Promontor verfolgen. Einer Familie voller Freuden, Überraschungen und Schwierigkeiten, die uns lehrt, dass es sich lohnt, trotz aller Hindernissen das Leben zu leben und unter allen Umständen immer wieder neu anzufangen. Ganz egal, wie das Schicksal uns trifft und welche Tragödie uns ereilt. Das Buch zeigt uns, was gerade in diesen unruhigen Zeiten für viele überraschend sein mag, dass es möglich ist, als Kaufmann durch harte Arbeit, Stetigkeit, Sparsamkeit und Beharrlichkeit, die für die Schwaben so charakteristisch sind, reich zu werden, ohne dass man durch Manipulation, Glück oder List ein großes Vermögen aufbauen und anhäuft.
Der Ausgang der Geschichte ist fast märchenhaft. Ágoston Zimber tritt in die Fußstapfen seines Vaters, und wird zusammen mit seiner Frau, trotz des Ersten Weltkriegs und Krankheiten, Großhändler, der auf Augenhöhe mit der renommierten Weinkellerei Törley agiert und häuft ein riesiges Vermögen an: In den 1930er Jahren fährt das Ehepaar dank der harten Arbeit bereits mit Autos durch die staubigen Straßen und baut sich eine Villa mit Schwimmbecken. Die Geschichte mag zu schön und naiv erscheinen, aber die traurige Realität ist Geschichte. Obwohl Ágoston und seine Frau während der Wirren des Zweiten Weltkriegs und der Nazi-Besatzung anständige, ehrliche und gute Menschen bleiben, sie verstecken berühmte Juden wie die Frau von Antal Szerb in ihrer Villa, wird ihr Besitz beschlagnahmt und sie werden in der dunklen kommunistischen Ära sogar inhaftiert, und ihre Nachkommen werden aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt.
Es ginge nicht um die Schwaben, wenn die Geschichte letztlich nicht davon handeln würde, dass die Zimbers das Beste aus einer schwierigen Situation machen. Der Roman zeigt, dass es aus jeder schwierigen Situation einen Ausweg gibt, und so fasst vielleicht am besten die letzte Zeile aus Madáchs „Die Tragödie des Menschen” alles zusammen, was der Roman sagen will: „Mein Wort, Mensch, mahnt dich: Glaube, hab’ Vertrauen!“
Wir empfehlen dieses Buch allen, die gerne über das Leben schwäbischer Familien in belletristischer Form lesen möchten und denken, dass ihre eigene Familiengeschichte ebenfalls erzählenswert ist.
Silingi Terézia: Ómama nyaklánca. Igaz családregény (Großmutters Halskette. Ein wahrer Familienroman)
Páty: Szilvia és Társa Kft., 2018
870 Seiten
Sprache: Ungarisch
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