Heimatbuch Entre Rios

In dieser Woche bieten wir unseren Lesern eine besondere, zweibändige heimatkundliche Publikation an, das Heimatbuch Entre Rios, eine von der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung herausgegebene Gedenkausgabe.

Entre Rios liegt in der nordöstlichen Region Brasiliens im Bundesstaat Paraná. Dank der Einwanderung vor 70 Jahren wurde die Bevölkerung von Entre Rios durch Donauschwaben ergänzt, die vor den Schrecken der Nachkriegszeit auf einen neuen Kontinent flohen.

Diese Publikation ist in erster Linie ein Zeugnis der donauschwäbischen Gemeinde Entre Rios und ihrer deutschsprachigen Vorfahren, denn es kommt eine Zeit im Leben eines jeden Menschen, in der er sich auf seine eigene Abstammung besinnt und sich auf die Suche nach seinen Wurzeln macht. Diese Bücher sind auch ein Beweis dafür, warum es sich lohnt und notwendig ist, die Kultur, die Traditionen und die Werte der Donauschwaben zu bewahren, unabhängig von der Entfernung zum Mutterland.

Der erste Band trägt den Titel Auf den Spuren der Donauschwaben: 300 Jahre Geschichte, in dem die Autoren die Geschichte der Donauschwaben ausführlich darstellen. Sie beginnt in der frühgeschichtlichen Epoche und geht bis zur Besiedlung des Karpatenbeckens zurück. Danach geht es weiter mit den Besiedlungswellen während der Herrschaft der Habsburgermonarchie. Erwähnt werden auch die Kolonisten, die mit den Ulmer Schachteln kamen und sehr hart und lange arbeiten mussten, um die verwüsteten Gebiete wieder in fruchtbares Ackerland zu verwandeln. Sie brachten viele Neuerungen in der Landwirtschaft mit, und dank ihrer fleißigen Arbeit konnte das Leben in diesen Gebieten wieder aufblühen. Sie standen auch vor anderen Hindernissen: Vor allem nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Unterschiede in der Herkunft zu den einheimischen Völkern deutlicher. Sie galten als Minderheit, sprachen eine andere Sprache und folgten anderen Traditionen. Es gelang ihnen jedoch, eine gemeinsame Basis zu finden und an ihren eigenen Werten festzuhalten, bis sie nach dem Zweiten Weltkrieg zu Verbrechern erklärt wurden.

Ein großer Teil von ihnen wurde aus dem Land vertrieben, das Eigentum beschlagnahmt oder zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion gebracht, von wo nur ein Bruchteil zurückkehrte. Diejenigen, die es konnten, flohen. Zunächst nach Österreich, aber auch dort gab es wenig Hoffnung auf ein Überleben, also versuchten sie so weit wie möglich nach Westen zu gelangen, sogar nach Übersee. Hilfsorganisationen wie die Schweizer Europahilfe spielten eine wichtige Rolle, um die Auswanderungsaktion in Gang zu bringen. Sie ermöglichten 500 donauschwäbischen Familien, sich in Brasilien niederzulassen.

Der zweite Band, Die neue Heimat der Donauschwaben in Brasilien, dokumentiert die Ankunft und Integration der Donauschwaben in Entre Rios. Auch hier leisteten sie wichtige landwirtschaftliche Arbeit und waren von Anfang an Mitglieder der Genossenschaft Agrária in Entre Rios, die noch heute besteht. Dank ihrer Beharrlichkeit ist Entre Rios heute mit seiner einzigartigen kulturellen und sozialen Struktur und den erfolgreichen Agrarreformen ein Vorbild für jede Gemeinde. 

Berichte und Bilder von Zeitzeugen lassen die Geschichte lebendig werden, über die wir so viel zu wissen glauben und doch immer wieder etwas Neues lernen können. Wenn wir in den Seiten blättern, können Traurigkeit und Schmerz uns überwältigen, aber gleichzeitig kann uns ein Gefühl von Stolz und Traditionsbewusstsein überkommen, wenn wir an unsere Vorfahren denken.

Wir empfehlen diese Publikation all jenen, die ihr Wissen über das Leben der Donauschwaben, die sich in Brasilien niedergelassen haben, vertiefen und über ihre Abenteuer in Übersee lesen möchten.

Essert, Roseli Brandtner; Stoetzer Schneiders, Maria Dolores: Heimatbuch Entre Rios – Band I: Auf den Spuren der Donauschwaben: 300 Jahre Geschichte. Band II: Die neue Heimat der Donauschwaben in Brasilien
Entre Rios : Donauschwäbisch-Brasilianische Kulturstiftung, 2021
204 Seiten, 427 Seiten
Sprache: Deutsch

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