Malenki Robot. Für diejenigen, die sich mit Geschichte auskennen, haben diese Worte eine große Bedeutung. Das gilt vielleicht noch mehr für die Ungarndeutschen, die vor den Zeiten der Vertreibungen auch nicht verschont wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die sowjetische Besetzung Ungarns dazu, dass hauptsächlich deutschsprachige Menschen aus Ungarn in die Sowjetunion deportiert wurden, wo sie als Zwangsarbeiter für den Wiederaufbau des vom Krieg verwüsteten Landes eingesetzt wurden. Auch nach der Tortur der Reise war die Behandlung brutal, viele starben aber schon während der Reise, und nur die Hälfte der Deportierten kehrte nach mehreren Jahren von der “kleinen Arbeit” zurück.
Aufzeichnungen und Recherchen zu diesen grausamen Taten erhielten in dem von Dr. Beáta Márkus herausgegebenen internationalen Tagungsband über den Malenki Robot einen Platz, der von der Ungarndeutschen Bibliothek ausgeliehen werden kann. Das Buch enthält Beiträge von Dr. Beáta Márkus, Judit W. Müller, Dr. Zalán Bognár, Dr. György Dupka, Györgyi Németh, György Ritter, János Naár, Mihály Körösi, Szabina Barkóczi, Brigitta Bimba, Bianka Mádi, Levente Benkő und Kinga Tünde Kovács. Der Band wurde 2019 vom Nationalitätenverein der Ungarndeutschen in Fünfkirchen-Branau herausgegeben, und die Vorträge, deren niedergeschriebene Versionen darin enthalten sind, waren auf einer Konferenz im November 2018 zu hören. Eine interessante Besonderheit der Veröffentlichung ist, dass die Schriften in zwei Sprachen, Ungarisch und Deutsch, übersetzt von Bálint Walter, vorliegen. Die Verfasser sahen es auch als ihre Pflicht an, die Schrecken des “Malenki Robots” zusammenzusammeln und zu objektivieren, damit diese nicht aus dem allgemeinen Gedächtnis verschwinden und die künftigen Generationen mit einem solchen Ausmaß der Unmenschlichkeit konfrontiert werden, wenn es dies nicht bereits in den Lehrplänen der Schulen erwähnt wird. Die Hauptthemen des Buches sind die Geschichte des sowjetischen Einmarsches, die Atrozitäten gegen die deutsche Bevölkerung in den einzelnen Regionen, der Verlauf der Besatzung und die Gräueltaten, die die Unschuldigen erleiden mussten, sowie die Schrecken der Zwangsarbeit.
Die Entstehung des Buches ist auch deshalb wichtig, weil die Überlebenden lange Zeit nicht über die dort erlittenen Qualen und die Bedingungen, unter denen sie überleben versuchten, sprechen konnten. Solche Geschichten liest man nicht zum Vergnügen, denn Mitglieder und Bekannte vieler Familien waren in irgendeiner Form davon betroffen. Doch wir müssen diesem hässlichen Teil der Geschichte eine Stimme geben, damit wir aus den Fehlern lernen und in ihrem Geiste an der Zukunft arbeiten können, damit sich die Ereignisse der Vergangenheit nie wiederholen.
Die hier vorgelegte Publikation ist all jenen zu empfehlen, die ihr Wissen zu diesem Thema für Forschungszwecke vertiefen, oder diese Kenntnisse erlangen und weitergeben möchten, um ihr Wissen und das Verständnis für diesen bitteren Teil der Vergangenheit der Ungarndeutschen zu bereichern.
Márkus Beáta (Red.): Malenki Robot. Ergebnisse junger Forscher und Forscherinnen. Internationaler Tagungsband (Málenkij robot. Fiatal kutatók Kutatási eredményei. Nemzetközi konferenciakötet)
Pécs : Magyarországi Németek Pécs-Baranyai Nemzetiségi Köre, 2019.
284 Seiten
Sprache: Deutsch, Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu