Die Leser der Ungarndeutschen Bibliothek, die sich für die Verschleppung der Ungarndeutschen interessieren, werden immer darauf aufmerksam gemacht, dass es seit 2015 von Jahr zu Jahr immer mehr solche Werke auf den Regalen zu finden sind, die das Thema Malenkij Robot behandeln. Die erstaunliche Erweiterung des Bestandes in dieser Thematik ist eine Folge des Gulag-Gedenkjahres – das im Jahre 2015 eröffnet und dann später bis zum 25. Februar 2017 verlängert wurde -, in dessen Rahmen zahlreiche Forschungen durchgeführt und somit auch mehrere Bücher herausgegeben wurden.
Die Studien des hier empfohlenen 2021 erschienenen historischen Studienbandes basieren auf den Vorträgen einer anlässlich des Gedenkjahres, am 26. Mai 2017 mit dem gleichnamigen Titel gehaltenen Konferenz. Der Band beinhaltet acht aufschlussreiche Beiträge über die Verschleppungen zur Malenkij Robot aus der westmittelungarischen Region. In vier von denen geht es um Ungarndeutsche.
Máté Zombory stellt uns in seiner Studie einen Abriss seiner Interviewanalysen vor. Während seiner Arbeit erforschte er, welche Wirkungen seine ungarndeutschen Gewährspersonen in den vergangenen 75 Jahren bezüglich des Erinnerns an die Malenkij Robot beeinflussten. István Sánta knüpft sich mit seinem Beitrag an die Studie von Zombory an: In seiner anthropologischen Untersuchung über die Erinnerung an die Verschleppungen zur Malenkij Robot aus dem südlichen Schildgebirge hat er den Schwerpunkt auch auf die Erinnerungsweisen gesetzt, wobei er außer des Traumas des in den untersuchten Gemeinden Erlebten auch die Thematik des Vergessens und des Mangels erforschte.
In der Arbeit von György Ritter bekommen wir ein breites Bild von den Verschleppungen der Ungarndeutschen zur Malenkij Robot von dem Donauknie bis zum Bakonyer Wald. Der Historiker arbeitete mit der Methode der Oral History und rekonstruierte die Geschehnisse von mehreren Interviews, unterstützt durch andere historische Quellen und Archivunterlagen. Die Änderungen der Front während des Krieges führte auch zum unterschiedlichen Verlauf der Verschleppungen aus den verschiedenen Gegenden. Die Geschehnisse und Umstände während der Zwangsarbeit sowie die Ankunft der Verschleppten nach ihrer Zwangsarbeit in Ungarn wird in der Arbeit mit Interviewauszügen dargestellt und fachkundigen Kommentaren interpretiert.
Die junge Historikerin Beáta Márkus untersuchte lokale Archivquellen der behandelten Region. Sie beleuchtete damit wiederum den unterschiedlichen Verlauf der Verschleppungen. Dabei wird dem Leser anhand der Interpretation der Historikerin klar, warum der Sammelbegriff Malenkij Robot für die unterschiedlichen Geschehnisse der Verschleppungen, Deportierungen und Internierungen problematisch sei und was die eigentlichen Unterschiede dabei sind.
Wir empfehlen diesen Studienband allen, die sich für die neuesten Forschungsergebnisse über Verschleppungen zur Malenkij Robot aus einem teils von Ungarndeutschen bewohnten und langer Zeit weniger erforschten Gebiet Ungarns interessieren.
Muskovics Andrea Anna – Ritter György (Red.): „Elhurcolva”. Kényszermunka, deportálás és ezek formái a középnyugat-magyarországi régióban, 1944/45 „Verschleppt” Zwangsarbeit, Deportierung und deren Formen aus der westmittelungarischen Region, 1944/45
Budapest : Napkút Kiadó, 2021.
481.S., Ill.
Sprache: Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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