Die Sprache ist einer der wichtigsten, wenn auch nicht der wichtigste identitätsbildende Faktor der Ungarndeutschen. Die Volksgruppe erlitt nach dem Zweiten Weltkrieg und in den darauffolgenden Jahrzehnten einen solchen enormen Sprachverlust, dass dieser bis zu den heutigen Tagen traurige Auswirkungen hat. Die Bewahrung von vielen deutschen Ortsdialekten ist leider unmöglich, da mit ihren letzten Sprechern auch sie langsam aussterben. Die deutsche Sprache wird heutzutage meistens nur noch in den Kindergärten und Schulen, praktisch als Fremdsprache gelehrt und erlernt. Als Kind begegnet man der „alten Welt” dazu fast nur im Rahmen des Volkskundeunterrichts, die den Kindern leider aber weiterhin öfters sehr fremd bleibt.
Alle drei der hier empfohlenen, von Katalin Hudi, der Vorsitzenden der Herender Deutschen Selbstverwaltung, verfassten bunten Märchenheftchen eignen sich sehr gut sowohl zum deutschen Sprach- wie auch Volkskundeunterricht. Sie bringen uns in das vergangene Dorfleben einer ungarndeutschen Familie zurück, als der Alltag mit der Tradition noch gleich war.
Aus der Geschichte von Liesl und Franzl lernen wir die Familie Baumann kennen. Jedes Familienmitglied hat seine bestimmte Aufgabe zu verrichten, auch die Kinder müssen mithelfen. Das junge Mädchen Liesl hilft bei der Haushalt. Ihr älterer Bruder, Franzl, muss dazu auch noch in die Schule gehen und lernen.
In der Geschichte Die kleine, große Hilfe geht Franzl mit den Eltern aufs Feld. Lisl muss zu Hause bleiben und Oma helfen. Aber die Oma schläft noch und Lisl möchte sie nicht wecken. Die Tiere müssen gefüttert, der Holz und das Wasser geholt, die Wäsche ausgehängt und sogar das Abendessen gekocht werden. Letztendlich stellt es sich heraus, was mit der Hilfe vom Kater Tickimüli Lisl gelingt zu erledigen.
Im Büchlein Matrosenleben lernen wir auch Franzl’s Cousin Seppl kennen, der mit Franzl zum kleinen See geht und das Leben der Matrosen mit einem „geliehenen” Backtrog ausprobiert. Sie werden aber erwischt. Ob und wie sie bestraft werden, stellt sich natürlich auch aus der lustigen Geschichte heraus.
In allen drei Heftchen finden wir kurze, einfache, moralisierende, lehrreiche Erzählungen, deren Texte mit großen, bunten, die Handlung wiedergebenden schönen Zeichnungen ergänzt sind. Auf jeder Seite befinden sich nur ein paar kurze Sätze oder Dialoge, die sehr leicht und gut zu verstehen sind. Die als Beilage zu den Heften vorhandenen schwarz-weißen Figuren können die kleinen Leser bemalen, ausschneiden und auf Holzstäbe kleben. Damit können sie die Geschichten dramatisieren, nacherzählen oder weiterdichten.
Wir empfehlen diese kleinen Erzählungen aus der dörflichen ungarndeutschen Vergangenheit nicht nur für die Verwendung in der Kindergartenerziehung oder in dem schulischen Volkskundeunterricht. Diese können auch zur deutschen Sprachförderung in den ungarndeutschen Familien beitragen.
Katalin Hudi: Liesl und Franzl
[Veszprém] : Deutsche Selbstverwaltung im Komitat Wesprim, 2019.
[12] S., Ill.
Sprache: Deutsch
Katalin Hudi: Die kleine, große Hilfe
[Veszprém] : Deutsche Selbstverwaltung im Komitat Wesprim, 2019.
[16] S., Ill.
Sprache: Deutsch
Katalin Hudi: Matrosenleben
[Veszprém] : Deutsche Selbstverwaltung im Komitat Wesprim, 2019.
[12] S., Ill.
Sprache: Deutsch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu