Über das Schicksal der Donauschwaben, die auf den Territorien der heutigen Vojvodina in Serbien, im südlichen Teil der Batschka gelebt haben, sind bislang zahlreiche historische und literarische Werke erschienen. Bei diesen geht es meistens um das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen im multiethnischen Umfeld und/oder um das Leidensweg der Donauschwaben nach dem Zweiten Weltkrieg. Oft wird aber auch die Vertreibung, die Flucht und das Flüchtlingsleben thematisiert.
Johannes Weidenheim, der Autor des hier vorgestellten Werkes, ist als Johannes Ladislaus Schmidt 1918 in Batsch-Topola/Bačka Topola geboren. Er verbrachte seine Kindheit und Jugendzeit in Werbaß/Vrbas, wo er schon zu jener Zeit mit dem Schreiben anfing. Von dem Namen der Siedlung entnahm er auch sein Pseudonym (das serbische Wort Vrbas bedeutet Weide). Wie Tausende seiner Landsleute, lebte er auch in Österreich, später bis zu seinem Tode im Jahre 2002 in Westdeutschland. Er war als Redakteur, Lehrer, vor allem aber als Schriftsteller tätig. In mehr als der Hälfte seiner Werke behandelte er Themen der heimatvertriebenen Donauschwaben. Er zählte unter seinen Zeitgenossen zu den begabtesten und erfolgreichsten in der BRD lebenden donauschwäbischen Autoren der Nachkriegszeit.
Der hier vorgestellte Roman wurde ursprünglich mit dem Titel Lebenslauf der Katharina D. 1963, dann als Neuauflage 1991 mit dem Titel Pannonische Novelle: Lebenslauf der Katharina D. veröffentlicht. Der Roman wird auch als eines der bedeutendsten epischen Werke der donauschwäbischen Literatur bezeichnet, der sogar 1998 als allererster unter den donauschwäbischen Romanen ins Serbische übersetzt wurde. Das hier empfohlene Ausgabe ist die allererste ungarische Übersetzung aus Weidenheims Lebenswerk.
Wenn man die Erzählung mit einem Wort zusammenfassen möchte, dann könnte er sie mit dem Wort Verlust apostrophieren. Von der Kritik wurde das Werk auch als Epos der Heimatvertriebenen ohne eine Spur vom Revanchismus beurteilt. Wie auch der Titel hindeutet, geht es hier um das Schicksal einer Donauschwäbin, die nach ihrem Mann Katharina Delhaes heißt, und trotz ihres bescheidenen Bauernvermögens ein hartes Leben führen muss. Die Geschichte beginnt mit ihrem Geburt gerade im Milleniumsjahr des ungarischen Königreiches 1896 und endet 1962 in Österreich. Die historischen Ereignisse werden durch die Einzelschicksale der Protagonisten in der multiethnischen Dorfgemeinschaft später auf Katharinas Fluchtweg und auch während ihres Flüchtlingseins aus der Perspektive des kleinen Mensches dargestellt. Der Zerfall der K.u.k.-Monarchie, die Geburt des jugoslawischen Staates, der von einem aus dem „Reich” kommenden deutschen Volkskundler ausgelöste zunehmende Nationalismus, die „Rückkehr” des Gebiets zu Ungarn, der Zusammenbruch nach dem Zweiten Weltkrieg – diese Geschehnisse kann der Leser „hautnah” verfolgen. Durch den scharfen Kritik der alt gewordenen Frau, die mit dem Flüchtlingstreck in Österreich angekommen ist und anschließend als heimatvertriebene Donauschwäbin vegetiert, werden als Ursachen des Leidens schließlich der Nationalsozialismus und der sinnlose Krieg benannt.
Dieses Werk empfehlen wir allen, die sich mit dem Leidensweg und Schicksal der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Jugoslawien geflüchteten Donauschwaben durch eine mitreißende Geschichte einer Donauschwäbin auseinandersetzen möchten.
Johannes Weidenheim: Pannon regény. Katharina D. élete
[Übersetzung ins Ungarische anhand der originellen Ausgaben der Bücher Lebenslauf der Katharina D. (1963) und Pannonische Novelle: Lebenslauf der Katharina D. (1991)]
Budapest : Cédrus Művészeti Alapítvány – Napkút Kiadó, 2017.
114 S.
Sprache: Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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