Kustár Rozália: Hartai gyógyító hagyományok

Umschlag des Buches

Wer sich für die Volkskunde der Ungarndeutschen interessiert, kann ziemlich leicht Bücher mit Volksliedern, Kinderreimen, Sprüchen, Beschreibungen der kirchlichen Feste und der Alltage des einstigen bäuerlichen Lebens im Bestand der Ungarndeutschen Bibliothek finden. Der neugierige Leser wird auch kein Mangelgefühl haben, wenn er die Mundart, die Gastronomie oder eben die sachliche Kultur der ungarndeutschen Siedlungen erforschen möchte. Die Thematik der traditionellen Volksheilkunde oder Volksheilmethoden muss man aber ein bisschen mehr recherchieren, denn die entsprechenden Beiträge sind eher in den Heimatbüchern oder volkskundlichen Studienbänden zu finden. So befindet sich zum Beispiel im 2006 herausgegebenen Band Szavak szivárványa auch eine Studie über die volkstümliche Heilung der Ungarndeutschen in Hartau und die der Slowaken von Dunaegyháza von Rozália Kustár.

 

 

 

 

Das Büchlein Hartai gyógyító hagyományok (Traditionen der volkstümlichen Heilung in Hartau) wurde anlässlich des ersten Hartauer Holunderfestes 2006 von derselben Autorin herausgegeben. Sie kam ursprünglich 2002 als Archäologin nach der Gemeinde im Komitat Batsch-Kleinkumanien, und lebt seitdem in der Ortschaft. Mit dieser Arbeit wollte sie anstatt einer wissenschaftlichen Studie eher eine leichteres, in ungebundener Stilform verfasstes Werk schaffen. Die Ausgabe ist trotzdem sehr anspruchsvoll, da dieses auf mehreren Quellen basiert. Einerseits lieferten mehr als 27 ältere Gewährspersonen wichtige und interessante Informationen, andererseits stützte sich die Autorin auf das 1935 herausgegebene Werk von Edit Fél und noch auf weitere Arbeiten und Quellenmaterialien. Eine der kostbarsten von denen ist das hier zuerst veröffentlichte, im örtlichen Mundart und in Handschrift niedergeschriebene Heftchen von Kristóf Leitert geb. Kaiber. Viele der örtlichen Heilmethoden und Aberglauben stammen aus der Zeit der Ansiedlung der Hartauer Ungarndeutschen im 18. Jahrhundert und haben sogar mittelalterliche Wurzeln. Interessant ist es, dass ein Teil der Ansiedler aus Gebieten von Elsaß-Lothringen sogar französische Wörter mit sich brachten. Im Buch wurden neben den Hartauer ungarndeutschen Heiltraditionen auch die der aus Oberungarn – nach der Vertreibung der Ungarndeutschen – angesiedelten Ungarn veröffentlicht. Das Büchlein zählt nicht mal 75 Seiten, trotzdem wurden die behandelte Thematik ziemlich tiefgreifend und weitgehend erörtert. So wurden entsprechende Volksheilmethoden für Erkältung, Ohren-, Zahn- und Kopfschmerzen oder hohen Blutdruck beschrieben. Das einzigartig in Hartau verwendete Methode des Nabelziehens bzw. wie, wann und welche Teile des Holunders sie benutzten sind auch im Buch beschrieben. Dank der Erzählungen und zeitgenössischen Quellen kommt das Tun und Handeln der Hartauer Heilfrauen und männlichen Hexenmeister dem Leser des 21. Jahrhunderts wie aus den Volksmärchen vor. Oft haben diese nicht nur mit pflanzlichen Mitteln und Bleigießerei, sondern auch mit Gesundbeterei gearbeitet. Dem heutigen Leser kann einiges als reine Quacksalberei vorkommen. Interessanterweise praktizierten zur Erscheinung des Buches in Hartau immer noch einige Heilfrauen, so sollten einige hier beschriebene Methoden doch den Test der Zeit bestanden haben.

Wir empfehlen das Werk allen, die sich für ungarndeutsche Heiltraditionen interessieren und ein Buch über Hartau lesen möchten, das auf Erzählungen mehrerer Gewährpersonen und verschiedenen Quellen basiert.

Kustár Rozália: Hartai gyógyító hagyományok. Hartai Füzetek 1. Harta, 2006
(Hartauer Heiltraditionen. Hartauer Hefte 1.)
Harta : Griffo Art Stúdió, 2006.
74.S., Ill.
Sprache: ungarisch mit deutscher Zusammenfassung

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