Albert M. Maurer: Die Schwarze Flucht

Umschlag des Buches

Bei der Erforschung des Genozids der Donauschwaben während der Entstehung des Titoischer Jugoslawiens ist die tragische Geschichte des Vernichtungslagers Gakowo – wo mehrere Tausend Donauschwaben ums Leben gekommen sind – unausweichlich. Viele der Überlebenden haben ihre Erinnerungen leider mit ins Grab genommen. Zum Glück ist aber dank verschiedener Historiker, Zeitzeugen und das Thema behandelnder Autoren die Literatur der Thematik ziemlich reich. Das Buch von Albert M. Maurer gehört auch dazu, wobei man ohne Übertreibung behaupten kann, dass er damit ein würdiges Denkmal den einst in der Batschka und dem Banat lebenden Donauschwaben gesetzt hat.

 

 

 

 

 

Der Titel des Buches deutet auf die gefährliche und auch illegale Flucht aus dem Lager Gakowo über die Grenze nach Ungarn hin, die die Eltern des Autors auch riskiert haben. Er selbst ist 1947 schon in Willand geboren, 1948 ist aber seine aus dem Donau-Drauwinkel, aus Darda stammende Familie nach Baden-Württemberg übersiedelt. Maurer hat also das in seinem Buch Erzählte nicht miterlebt bzw. ist ihm auch über das schreckliche Schicksal seiner Familie praktisch nichts berichtet worden. Die nachempfundenen Geschehnisse sind sehr naturalistisch und in einem drehbuchartigen Schreibstil zwischen Lyrik und Prosa beschrieben. Sie wirken sehr realistisch, wie in einem Dokumentarfilm. Durch die Protagonisten bekommt man ein breites Bild von den Menschen verschiedener Nationalität und politischer Einstellung. Johann, ein Donauschwabe aus Darda, fällt schwierig zu entscheiden, ob er zur „Honvéd” oder zur SS als Volksdeutscher einrücken soll, sein Schwager Ludwig wählt – ohne zu zögern – die SS-Division Prinz Eugen. Durch ihren guten Bekannten, den Serben Peko, betrachtet man den Wirwarr des Krieges mit den Augen eines Partisanen. Ludwig sehnt sich nach dem Eisernen Kreuz erster Klasse, Johann möchte wieder zu seiner Frau und Tochter zurück und Peko kämpft für den jugoslawischen Kommunismus.
Durch das Erzählte entfalten sich die Absichten verschiedener Nationalitäten Jugoslawiens. Der Erzähler selbst nimmt keine Stellung, die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges auf dem Balkan werden aus einer neutralen Perspektive betrachtet. Die Erzählstränge treffen sich letztlich im Vernichtungslager Gakowo, wo den Gefangenen nur die Flucht eine sinnvolle Entscheidung fürs Weiterleben bedeutet.

Wir empfehlen das Buch Allen, die durch einen sehr bildhaften Roman dem Wirrwarr des Krieges und das Schicksal der Donauschwaben aus Jugoslawien näherkommen möchten.

Albert M. Maurer: Die Schwarze Flucht
Aachen : Shaker Media, 2015.
262 S.
Sprache: Deutsch

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