Stephan Scholz, Maren Röger, Bill Niven (Hg.): Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung

Die Ungarndeutsche Bibliothek empfiehlt diese Woche ein Handbuch, das vor allem einen umfassenden Überblick über die Medien und Praktiken, die den deutschen Vertreibungsdiskurs seit Jahrzehnten dominieren, bzw. Einblicke in das Wiederaufleben und die Konflikte der deutschen Erinnerungsgeschichte nach 1945 bieten will.

Continue reading “Stephan Scholz, Maren Röger, Bill Niven (Hg.): Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung”

Wéber Krisztina: Hoztam utat

Umschlag des Buches

Unsere Gegenwart setzt sich immer aus verschiedenen Ereignissen der Vergangenheit zusammen. Um die eigene, ungarndeutsche Identität besser zu verstehen, lohnt es sich auch, nicht nur mit dem Schicksal der eigenen Familie, sondern auch mit der Vergangenheit der ganzen Volksgruppe eingehender auseinanderzusetzen.

Die Autorin des hier empfohlenen, 2021 herausgegebenen Buches versuchte auch bestimmte Teilgebiete der ungarndeutschen Vergangenheit zu beleuchten, die nach ihrer Ansicht bislang weniger oder nicht klar behandelt wurden.

 

 

 

 

 

 

Continue reading “Wéber Krisztina: Hoztam utat”

Wolfgang Zimmermann, Josef Wolf (Hg.): Die Türkenkriege des 18. Jahrhunderts

Umschlag des Buches

Die wichtigste Bedingung für die erfolgreiche Ansiedlung der Donauschwaben – und somit auch der Ungarndeutschen – und ihre spätere effiziente wirtschaftliche Entwicklung war die durch Frieden gesicherte Stabilität, nicht nur auf den Ansiedlungsbieten, sondern auch im ganzen Land. Diese erfolgte durch die − mit dem Friedensabkommen von Sathmar 1711 besiegelte − Niederschlagung des Rákóczi-Aufstandes und den − mit den Osmanen im Jahre 1718 geschlossenen − Friedensvertrag von Passarowitz. Die meisten Werke von Historikern setzen in der Untersuchung der Geschichte der Ungarndeutschen ihren Schwerpunkt eher auf die Gründe und Umstände der Ansiedlung als auf ihre Voraussetzungen oder Vorgeschichte. Die osmanische Herrschaft in Europa sowie ihre Wechselbeziehungen mit den Westmächten in Kriegs- wie auch in Friedenszeiten sind aber nicht nur ein Teil europäischer und ungarischer Geschichte, sondern auch für die der Donauschwaben und somit auch der Ungarndeutschen bestimmend.

 

 

 

 

Continue reading “Wolfgang Zimmermann, Josef Wolf (Hg.): Die Türkenkriege des 18. Jahrhunderts”

Az együttélés történelme: nemzetiségi kérdés Magyarországon

Umschlag des Buches

Schon zur Zeit der Staatsgründung war das Königreich Ungarn – wie wir es heute sagen würden – ein multiethnisches Land. Einige Völker waren schon vor der Landnahme der Ungarn im Karpatenbecken anwesend, andere kamen mit ihnen, oder wurden später – wie die Sachsen – ins Land gerufen. Im Mittelalter waren die jeweiligen Herrscher immer bestrebt, dass das Land stark und unabhängig bleibt, und ihre Völker friedlich zusammenleben, wobei die Ungarn die Mehrheit der Bevölkerung ausmachten. Der kontinuierlichen Entwicklung im Mittelalter hat die 150-jährige Türkenherrschaft ein Ende gesetzt, und nach 1686 hat sich auch die ethnische Zusammensetzung des Landes enorm verändert. Unter den Nationalitäten erreichte der Anteil der Ungarn erst bei der Volkszählung im Jahre 1910 wieder eine Mehrheit in der Bevölkerung. Diese „knappe Mehrheit” war größtenteils auch nur Folge des ungarischen Nationalismus, also der Assimilation und der kontinuierlichen Magyarisierungsbestrebungen.

 

 

 

 

Continue reading “Az együttélés történelme: nemzetiségi kérdés Magyarországon”

A magyarországi németek elmúlt 100 éve

Umschlag des Buches

Schon seit der Ansiedlung der ersten deutschen Kolonisten im 18. Jahrhundert war für das Ungarndeutschtum neben der Ausbildung zusammenhaltender Gemeinschaften Fleiß, Sparsamkeit und ein friedliches Zusammenleben mit den anderen Nationalitäten charakteristisch. Nach dem Friedensvertrag von Trianon wurde die in „Rumpfungarn verbliebene” deutsche Volksgruppe mit ihrer Anzahl von 550.000 Menschen die größte nationale Minderheit des Landes. Damals lebten in Ungarn 7,6 Millionen Menschen, so machten die Deutschen fast sieben Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Vor einem Jahrhundert fing das Ungarndeutschtum an, auf dem Gebiet des verbliebenen Trianon-Ungarns sich mit Jakob Bleyer politisch zu organisieren. Heute leben wir in einem Land, wo man schon über entsprechende Nationalitätenrechte sowie kulturelle Autonomie sprechen kann. Trianon und die darauffolgenden Jahrzehnten im 20. Jahrhundert brachten nicht nur für die Mehrheitsnation gravierende Änderungen, sondern auch im Leben der Ungarndeutschen.

 

 

 

 

Continue reading “A magyarországi németek elmúlt 100 éve”

Tóth Ágnes: Németek Magyarországon.1950-1970

Umschlag des Buches

Wenn man das Bestehen der einzelnen ungarndeutschen Gemeinschaften aus einer breiteren geschichtlichen Perspektive beobachtet, kann man feststellen, dass es seit der Ansiedlung im 18. Jahrhundert bis Ende des Zweiten Weltkrieges ein fast ungestörtes Zusammenleben mit der Mehrheitsbevölkerung erfolgte. Mit seinem Anführer, Jakob Bleyer, versuchte das Ungarndeutschtum noch in den 1920er und 1930er Jahren sich politisch einheitlich zu organisieren. Nach Bleyers Tod war in der Volksgruppe – wegen der Tätigkeit des von Hitlerdeutschland beeinflussten Volksbundes – jedoch eine Spaltung zu beobachten. Die größten Änderungen erfolgten aber mit den Schicksalsschlägen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

 

 

 

 

 

Continue reading “Tóth Ágnes: Németek Magyarországon.1950-1970”

Kerekes Anna: Megszépítés nélkül. Egy sváb család hányattatásai

Umschlag des Buches

Um über die Vergangenheit der Ungarndeutschen etwas zu erfahren, greift man meistens nach geschichtlichen Fachbüchern, die uns die Zusammenhänge mithilfe von Daten, Fakten, Dokumenten und Quellen aufdecken und zugleich einen historischen Überblick verschaffen. Was mit den einzelnen Menschen und Familien geschehen ist, kann man eher aus gut dokumentierten bzw. erzählten Einzelschicksalen erfahren, in denen eine subjektive, oft sehr realitätsnahe Wahrheit über das Geschehene aus einer persönlichen Perspektive dargestellt wird.

 

 

 

 

 

Continue reading “Kerekes Anna: Megszépítés nélkül. Egy sváb család hányattatásai”

Slachta Krisztina: „Rokonlátogatók”

Umschlag des Buches

Am Ende des Zweiten Weltkrieges flüchteten Tausende von Ungarndeutschen vor der Roten Armee in Richtung Westen. Es wurden ab dem 19. Januar 1946 167.000 Menschen in die damalige amerikanische und ab August 1947 um die 50.000 Ungarndeutschen in die damalige sowjetische Besatzungszone Deutschlands vertrieben. Nach der Gründung der DDR aus der ehemaligen sowjetischen und der BRD aus den britischen, französischen und amerikanischen Besatzungszonen Deutschlands entstand eine – im Vergleich zu den anderen aus Ostmitteleuropa fast vollständig vertriebenen oder geflüchteten deutschen Volksgruppen – außergewöhnliche Lage der ungarndeutschen Volksgruppe. Etwa um ihre Hälfte blieb nämlich in Ungarn, der Rest befand sich im geteilten Deutschland. Ungarndeutsche Familien, Verwandte und Bekannte wurden wegen der Folgen der Vertreibung getrennt, und mussten so in unterschiedlichen Ländern, gegebenenfalls in verschiedenen Regionen weiterleben. Die Situation und Lage nach der Vertreibung war für die meisten enorm schwierig, nicht nur der Neuanfang, sondern auch die Kontaktpflege mit den im anderen Land Verbliebenen oder Vertriebenen war lange nur durch Briefwechsel möglich.

 

 

 

 

Continue reading “Slachta Krisztina: „Rokonlátogatók””

Ferdinand Hengl: Das Deutschtum in Fünfkirchen 1687-1750

Umschlag des Buches

Bestimmte Dörfer konnten ihre „ungarndeutschen Gesichter” jahrhundertelang, in vielen Gegenden sogar – dank deren traditionspflegenden Gemeinschaften, Vereine oder Bildungseinrichtungen – bis heute bewahren. Die Assimilation der städtischen deutschen Bevölkerung begann in Ungarn schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Vielleicht ist Fünfkirchen/Pécs eine Ausnahme, denn die Stadt liegt mitten in der Mitte der von Ungarndeutschen dicht bewohnten Branau und ist zugleich auch der Hauptsitz der Schwäbischen Türkei. Hier befinden sich unter anderem das Lenau Haus und verschiedene Bildungsinstitutionen wie das Klara-Leőwey-Gymnasium oder das Valeria-Koch-Bildungszentrum. Fünfkirchen ist eine Universitätsstadt, in der auch deutsche Firmen ihren Sitz haben, die viele aus den umliegenden schwäbischen Siedlungen stammende junge Menschen auch nach dem Studium ermutigen in der Stadt zu bleiben. Diese Anziehungskraft war auch in der frühen Neuzeit zu beobachten, unmittelbar nach der Befreiung von der Türkenherrschaft siedelten sich deutsche Kolonisten in die Stadt. In den Anfangsjahren war ihre Anzahl gering, aber um 1715 machten sie schon 18 Prozent der Bevölkerung aus. Die Stadt hat aber nicht nur eine deutsche Vergangenheit, sondern auch eine deutsche Gegenwart und Zukunft. Ohne Wurzeln gäbe es aber auch keinen Baum, so lohnt es sich immer, in die Vergangenheit zu schauen. Continue reading “Ferdinand Hengl: Das Deutschtum in Fünfkirchen 1687-1750”

Kováts István: Németek és magyarok Visegrádon a 18. században

Umschlag des Buches

Wenn der Name Visegrád in einem Gespräch vorkommt, fällt bestimmt vielen die Burg auf der Bergspitze an der Donau und die wunderschöne Landschaft der Donauknie ein. In manchen kommen vielleicht schöne Erinnerungen aus den Schulzeiten auf, als der Schulausflug in die Hauptstadt auch mit der Besichtigung der Festung in Visegrád verknüpft wurde. Vielen würde bestimmt noch das 1991 in der Stadt geschlossene Bündnis der Länder Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei einfallen, das heute mit der unabhängigen Tschechien und Slowakei V4 heißt. Nur die Wenigsten würden an die Siedlung selbst denken, obwohl deren Geschichte auch sehr interessant ist. Die Ortsbezeichnung stammt aus dem Slawischen više grad aus dem 9. Jahrhundert und bedeutet hohe Burg. Der deutsche Name der Siedlung ist interessanterweise Plintenburg und ist somit keine ausspracheähnliche Entlehnung, wie es bei den meisten Ortsnamen in Ungarn (wie z. B. Werischwar/Pilisvörövár, Nimmesch/Himesháza oder Wudigeß/Budakeszi) üblich ist.

 

 

 

Continue reading “Kováts István: Németek és magyarok Visegrádon a 18. században”