Frank Bauer: Vorstellungen von „Deutschtum“ in Ungarn in Reiseberichten des 19. Jahrhunderts

Umschlag des Buches

Reiseberichte sind meistens aus der Sicht des Beobachters, aus subjektiver Perspektive der Reisenden erfasst. Obwohl sie auch nicht immer für ein breiteres Publikum oder für die Öffentlichkeit geschrieben sind, dienen sie jedoch als wichtige Quellen für die Forscher unterschiedlicher Wissenschaften. Mithilfe von Reiseberichten bekommt der Leser öfters aus der Perspektive des fremden Reisenden neue Betrachtungsweisen und Vorstellungen über die Bewohner und Völker des bereisten Gebietes.

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Buch ist aus mehreren Gründen außerordentlich. Einerseits ist es die Dissertation von Frank Bauer, der Reiseberichte verschiedener deutschen Forscher aus dem 19. Jahrhundert als Quellen genommen hat, die für ein breiteres Publikum, für die Öffentlichkeit gewidmet waren. Andererseits fokussiert Bauer anhand dieser Reiseberichte größtenteils auf die auf den Territorien des Ungarischen Königreiches lebende deutschstämmige Bevölkerung und deren damalige Lage. Zu seinen Untersuchungen nahm er auch die zeitgenössische Zeitungen, hauptsächlich aber vier Reiseberichte zwischen den Jahren 1842 und 1888 als Quellen.

Unter den vier Reiseschriftstellern war Johann Georg Kohl zu seiner Zeiten der berühmteste. Er begann seine Ungarnreise im Jahre 1842 in Ödenburg, reiste die Donau entlang bis nach Pest-Ofen. Kohl durchquerte dann die Schwäbische Türkei, die Batschka und Syrmien, den Banat und schließlich die Militärgrenze. Der zweite Autor war Ernst Anton Quitzmann, ein Militärarzt, der fast die gleiche Route wie Kohl nahm, aber in der Banat von Temeswar aus nach Hermannstadt und Kronstadt fuhr. Seine Reise sollte im Winter 1846 oder Frühjahr 1847 erfolgen. Die dritte analysierte Reisebeschreibung ist von Bernhard Wilhelm Schwarz, der 1875 das ungarische Königreich von Breslau aus, die Tatra überquerend, den nordungarischen Komitaten bereisend entdeckte. Er fuhr nicht mehr mit der Kutsche wie seine Vorgänger, sondern ausschließlich mit der Bahn und bereiste die nördliche Tiefebene. Dann fuhr er über Debrezin Richtung Siebenbürgen nach Hermannstadt und Kronstadt. Der vierte Reisende war Rudolf Bergner, der als Reiseschriftsteller sich ausschließlich nur mit Ungarn und Rumänien beschäftigte und zwischen 1883 und 1885 eine detaillierte Beschreibung über seine Reise durch Oberungarn, Siebenbürgen und Marmarosch schrieb.

Eine weitere Besonderheit dieses Buches ist, dass wir zum Schluss auf mehr als 60 Seiten noch weitere Analysen über die Lage der damaligen Ungarn, Slowaken und Rumänen lesen können.

Das Buch empfehlen wir allen, die eine wissenschaftlich erfasste, auf Berichte deutscher Reisenden basierende Arbeit über die im 19. Jahrhundert auf dem Gebiet des Ungarischen Königreichs lebenden deutschstämmigen Bevölkerung lesen möchten.

Frank Bauer: Vorstellungen von „Deutschtum“ in Ungarn in Reiseberichten des 19. Jahrhunderts
Auf der Suche nach dem Eigenen in der Fremde.
Kiel : Solivagus Praeteritum Verlag, 2018.
370 S., Ill.
Sprache: Deutsch

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