Diese Woche stellen wir unseren Lesern aus dem Bestand der Ungarndeutschen Bibliothek einen Band mit Dokumenten über den Wallfahrtsort Maria Eichel vor.
Makkosmária oder Maria Eichel befindet sich im südöstlichen Teil von Wudigeß. Es war im 18. Jahrhundert ein typischer barocker Wallfahrtsort. Nach dem Abzug der Türken aus dem Land wurde Ungarn religiös reorganisiert, im ganzen Land wurden viele ähnliche Marienwallfahrtsorte errichtet. In den Wäldern bei Wudigeß hatte 1731 ein siebzehnjähriger Junge eine Vision, in der er das Antlitz des leidenden Christi auf einer Eiche zu sehen glaubte. Im folgenden Jahr erkrankte er schwer und gelobte, nach seiner Genesung ein Heiligenbild an der Stelle aufzuhängen, an der er das Antlitz des Erlösers gesehen hatte. Nach seiner Genesung tat er dies – die wundertätige Eiche wurde bald im ganzen Land berühmt und zog viele Menschen an. Im Jahre 1748 übergaben die Eigentümer des Geländes die Betreuung des Wallfahrtsortes an den Orden der Trinitarier, da es immer beliebter wurde. Die Mönche errichteten eine Kirche und ein Ordenshaus im Wald, wo sie die Pilger empfingen und alle wundersamen Heilungsgeschichten aufzeichneten, die sich dort ereigneten. Diese Blütezeit dauerte bis 1784, als Kaiser Joseph II. die österreichisch-ungarische Provinz des Ordens auflöste.
Der Band erweckt diese sechsunddreißig Jahre durch zwei zeitgenössische Manuskripte zum Leben, von denen eines den Titel Prothocoll oder „Tagebuch” trägt. Dies ist das Tagebuch des Klosters Makkos, in dem die Mönche die wichtigsten Ereignisse im Leben des Ordens und der Kirche zwischen 1748 und 1782 festhielten. Es enthält auch alle Ausgaben, personelle Veränderungen, Bauarbeiten, Feste und Pilgerfahrten. Die zweite Hälfte des Tagebuchs enthält einen Bericht über die Wunder und Heilungen, die sich hier ereigneten und die nun nicht nur auf Latein, sondern auch auf Deutsch aufgezeichnet sind. Der zweite Teil ist das Manuskript eines literarischen Werks, das von einem trinitarischen Mönch, Pater László, unter dem Titel Parthenium nemus oder „Jungfräulicher Hain” verfasst wurde. Das in Form einer Erzählung verfasste Werk beschreibt zunächst die Entstehungsgeschichte des Wallfahrtsortes und den Kult, der sich um ihn herum entwickelt hat, bzw. in neunzehn Kapiteln die Wunderheilungen, die während der Trinitarier-Zeit stattfanden. Insgesamt beschreibt er vierundsechzig solche Wunder, von denen nur einundzwanzig im Tagebuch zu finden sind. Dies zeigt, wie berühmt das Ort war und wie gründlich der Autor es 1778 erforschte. Die lateinischen Texte wurden von György Bednárik ins Ungarische übersetzt.
Wir empfehlen diese Publikation allen Lesern, die sich für historische und religiöse Themen interessieren, oder einfach nur mithilfe von zeitgenössischen Quellen mehr über die Vergangenheit erfahren wollen.
A csodatévő tölgy őrzői. Trinitárius kéziratok a 18. századi Makkosmáriáról (Hüter der wundertätigen Eiche. Trinitarische Handschriften über das Makkosmária des 18. Jahrhunderts)
Hrsg.: Bednárik János
Herausgabe: Budakeszi Helytörténeti Egyesület, 2018
155 Seiten
Sprache: Ungarisch, Vorwort auch auf Deutsch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben- nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu