Stefan Raile: Verlorene Heimat

Dank der neuesten erfolgreichen Bewerbung erwarb die Ungarndeutsche Bibliothek den Band Verlorene Heimat von Stefan Raine. Der in Ungarn geborene Schriftsteller ist mehrmals in seine frühere Heimat, nach Waschkut zurückgekehrt, um seine Kindheitserinnerungen wieder aufleben zu lassen und seine Erlebnisse mit vollmundiger Begeisterung zu beschreiben. Unsere Leserinnen und Leser können von nun an die Ergebnisse in Form von Kurzgeschichten selbst erleben. 

Stefan Raile ist am 6. November 1937 in Waschkut geboren, doch im Alter von zehn Jahren mussten er und seine Familie zusammen mit den anderen deutschsprachigen Einwohnern des Dorfes die Schrecken der Aussiedlung erleiden. Sie mussten in Görlitz, in einer Stadt unter unter sowjetischer Besatzung, zurechtkommen. Später begann Raile Pädagogik zu studieren, und unterrichtete in verschiedenen Einrichtungen. Er schloss sein Studium der Literaturwissenschaften an der Universität Leipzig ab, und ließ sich schließlich in Jena nieder. Heute arbeitet er als Freiberufler, und schreibt Kurzgeschichten und Romane.

In diesem Band erzählt er die Ereignisse, die ihm widerfahren sind, beginnend mit seiner Geburt im Jahre 1937, in der Art des lyrischen Ichs. Später kam er jedes Mal mit einer besonderen Sehnsucht nach Waschkut zurück, da der glückliche Teil seiner Kindheit mit dem Dorf verbunden ist. Er erinnert sich mit einer beneidenswerten Vorliebe an die Geschichten seiner Großmutter, an ihre Kochkunst und die Puszta. Aber nicht nur die schönen, sondern auch die schlechten Dinge – wie die Integration, die Sprachschwierigkeiten, die Außenseiter oder die erlittenen Verluste – werden wachgerufen. 

Als weiser alter Mann zieht er Lehren aus dem, was geschehen ist, und betrachtet sein Leben in seinen Schriften aus einer völlig anderen Perspektive. Eine wichtige Schlussfolgerung, die er aus seinem Leben gezogen hat, ist, dass Eindrücke nie aus dem Gedächtnis verschwinden. Es genügt ein Wort, ein Gedanke, ein altes Bild oder ein Geruch, um Erlebtes, Erlittenes wieder erstehen zu lassen.

Wir empfehlen dieses Buch all jenen, die gerne in ihren Erinnerungen leben und die Qualität ihrer Erinnerungen zu schätzen wissen, dass man sich an alles erinnern kann. Für einige ist es ein Segen, für andere ein Fluch. Dies soll aber jeder für sich selbst entscheiden.

Stefan Raile: Verlorene Heimat. Biografische Erzählungen 
Berlin : HeRaS Verlag, 2020
197 Seiten
Sprache: Deutsch

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